von JennyL
Zwischen den Welten
Und da laufe ich nun. In Gedanken versunken, die Worte zurück verfolgend, nachfühlend.
Auf dem Weg hinaus, hinaus in ein anderes Leben, stand sie plötzlich vor mir. In einer neuen Welt. Eine Welt, die sie nie zuvor betrat, in der sie niemals leben wollte. Eine Welt, von der ich Abstand nahm, zu grausam war sie. Doch mit dem Blick in ihre Augen ging ich einen Schritt zurück. Einen unkontrollierbaren Schritt. Sie kam mir entgegen. Diese Ebene war wohltuend, befreiend, einfach schön. Auch sie verschaffte mir einen Einblick in eine neue Welt. Ihre Welt. Eine Welt, in der ich nicht leben könnte, in die ich aber ein wenig eintauchen möchte. Eine Welt für sich ganz allein. Einen Weg ganz allein gehen. Gefühle aus dem Weg räumen. Ein Schutzschild umhüllte sie, schirmte alles ab. Sie war gefangen. Gefangen in sich selbst. Sie fühlte sich sicher. Aber da war ein kleines Loch. Ein Loch, durch das alles nach Außen dringen wollte. Ein Loch, in das ich hinein blickte. Ein erneuter Schritt in meine Richtung, in meine Welt. Sie war vorsichtig. Angst vor dem Neuem. Angst, sich zu verlieren. Aber da war nichts. Ich war da, keine Gefahr. Sie hielt sich an mir fest, wich nicht von meiner Seite. Nur dieses Schild trennte uns. Und sie wollte ausbrechen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie raus. Allein schaffte sie es nicht. Aber ich war da, befreite sie, holte sie zu mir. Und es tat ihr gut. Sie kam aus ihrem Schild heraus, sie kam aus sich heraus. Sie kam zu mir. Zurück in meiner Welt. Der Welt der Gefühle. Hier waren wir, hier wollten wir bleiben. Auf dem Weg hinaus kehrte ich um, sie an der Hand. Wir wussten nicht, wohin uns dieser Weg führen wird, wie weit wir gehen wollen, aber wir gingen gemeinsam, einfach so, ohne Ziel. Schritt für Schritt. Immer wieder stolperte ich. Und plötzlich, aus dem Nichts, hörte ich eine Stimme. Eine Stimme, die rief „Halt, kehr um, du wirst fallen!“ Was war das, hörte sie es auch? Ich sah sie an, alles verstummte. Kein Wort, nur ihre Augen, aus denen plötzlich Tränen flossen. „Halt, kehr um, du wirst fallen“, sie nahm es auch wahr. Und da war wieder diese Angst, die sie aufhielt. Und da war meine Hand, die sie nicht loslassen wollte. Aber sie tat es, sehr zögernd und ungewiss. Ihren Blick mir zugewandt, ging sie rückwärts. Und sie fiel, tat sich weh. Ich nahm ihre Hand, half ihr hoch. Da standen wir nun, beide zusammen, jeder für sich. Zu angeschlagen war sie, um mit mir weiter zu gehen, wollte mir das nicht antun. Ich hätte es nicht geschafft, auch mir fehlten die Kräfte. Sie drehte sich um und ging, zurück in ihre Welt. Ich hielt sie nicht auf, sah ihr hinterher, bis sie im Dunkel der Nacht vollkommen verschwand. Und da stand ich nun, ganz allein. Es machte mir Angst, dort konnte ich nicht bleiben. Welche Richtung schlage ich ein? Es war unser Weg, nicht meiner. Auch ich wählte den Weg zurück, zurück in meine Welt. Unter mir ihre Fußspuren, aber ich berühre sie nicht, folge ihnen nicht. Jetzt, hier, an der Stelle, an der sie vor mir stand, gehe ich einen anderen Weg, meinen Weg.
In Gedanken versunken, die Worte zurück verfolgend, nachfühlend – zwischen den Welten.
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JennyL. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.