das versprechen

von Commi


ich gehe neben dir her. beobachte dein gesicht. es ist ausdruckslos und deine augen sind leer. wir sind allein auf diesem weg, nur du und ich. wir reden nicht, wir gehen nur nebeneinander her.
ich fange an mich zu erinnern wie es war, wie es war als wir zusammen im herbst spazieren waren. arm in arm haben wir uns gelegen, du hast dich an mich gedrückt und so haben wir uns gegenseitig gewärmt. dabei hattest du immer ein lächeln auf den lippen und deine augen funkelten. in solchen momentan war es mir ein leichtes deine gedanken zu lesen und sie machten mich genauso glücklich wie dich. ich wollte nie aufhöre dich anzusehen, selbst jetzt sah ich dich an, doch deine augen sind dunkel und dein lächeln ist schon lange fort. wie sehr wünschte ich mir wieder dein lächeln zu sehen und dein lachen zu hören. wie betäubt starre ich dich an und warte auf die kleinste regung in deinem gesicht. doch ich weiß dass ich vergeblich warten werde. du wirst nie wieder meinen blick erwidern. nie wieder deinen warmen körper an meinen drücken.

neben uns raschelt das herbstlaub, aufgewirbelt von dem wind weht es sanft über unseren weg.
wir nähern uns einer kleinen menschengruppe, du scheinst sie nicht zu sehen. sie alle sind wie du gekleidet. schwarz. viele blicken wie du ins leere, andere weinen und der rest versucht sich nichts anmerken zu lassen. aber nur dir gilt mein blick und meine aufmerksamkeit.
du bleibst stehen, dein blick geradeaus gerichtet. tief atmest du ein und langsam wieder aus. deine augen beginnen sich zu verändern. sie fangen an vor schmerz aufzuleben und die gefühle die du die ganze zeit unterdrücken konntest flammen in ihnen auf. deine gefühle gewinnen die überhand und du fängst an zu zittern.
"ich werde immer bei dir bleiben. ich werde dich nie verlassen. ich bin da." dies habe ich dir damals vor fast einem jahr im herbst gesagt. ich wusste was mein damaliges versprechen bedeutete und ich wusste auch das ich es halten würde. und um diesem versprechen ausdruck zu verleihen sagte ich es dir wieder. dabei nehme ich den blick von dir ab und sehe genauso wie du geradeaus.
frisch aufegwühlte erde.
ein tiefes loch
und ein grabstein mit meinem namen darauf.