von AJ_Fox
***(Teil 3)***
Dort angekommen, hatte Jo noch genügend Zeit für ihren Cheeseburger. Gerade als sie fertig gegessen hatte kam auch schon der Zug. „Na das nenn ich mal perfekt Timing“ dachte sich Jo und stieg in den Zug ein. Das Lächeln, welches sie gerade eben noch hatte, verschwand sofort aus ihrem Gesicht, als sie merkte wie überfüllt dieser Zugabteil war. „So ein Mist. Hoffentlich sind die anderen Abteile nicht so voll“, murmelte sie vor sich hin und drängte sich zwischen den Leuten, Taschen und Koffern die überall im Weg standen. Nach drei weiteren überfüllten Abteilen gelangte Johanna in einen der so gut wie leer war. Etwas verwundert setzte sie sich auf einen freien Platz und schaute sich um. In dem Zugabteil befanden sich gerade mal neun Leute, darunter eine junge Familie mit einem kleinen Jungen, der wohl heute nicht gut gelaunt war. Bereits schon nach wenigen Minuten begriff Jo warum ausgerechnet dieses Abteil so ziemlich leer war. Der kleine Knabe schrie andauernd wegen jeder Kleinigkeit rum. Erst wollte er was zu trinken, doch das Getränk war ihm anscheinend wohl viel zu kalt. Nach einigen Minuten jedoch fand er es viel zu warm. Das Brötchen schmeckte ihm auch nicht, genauso wie der Apfel und zum Schluss die Gummibärchen, weil sie nicht die richtige Farbe hatten. Bei all diesen Aktionen äußerte er seine Wut und Unzufriedenheit mit lauten Schreien und einem Jammern aus. Die jungen Eltern versuchen den kleinen Bengel jedes Mal aufs Neue zu beruhigen, doch es half alles nichts. Nach und nach verließen die wenigen Passagiere verärgert das Abteil. Zum Schluss sahen die beiden deutlich überforderten Eltern ratlos, die noch wenige übrig gebliebenen Leute an. Darunter auch Jo, die das ganze Schauspiel mit Genuss beobachtet hatte. „In wenigen Minuten erreichen wir Köln Hauptbahnhof. Der Ausstieg ist in Fahrtrichtung rechts. Hier endet der Zug.“ „Was? So schnell ist schon die Zeit vergangen. Bin doch erst gerade eingestiegen“ dachte sich Jo und schnappte sich ihre Reisetasche. Beim vorbeigehen Richtung Ausgang, zwinkerte sie dem kleinen Burschen zu und bekam ein niedliches lächeln von ihm zurück. Am Gleis stellte sie ihre Tasche auf einen freien Sitz und griff in ihre Hosentasche nach dem Zettel. Dabei zog sie ein Feuerzeug raus. „Oh, das ist ja Georg seins.“, murmelte sie vor sich hin und griff sofort in ihre Jackentasche wo sie tatsächlich eine Zigarettenschachtel hervor zog. „Das gibt’s ja nicht, die hat Georg tatsächlich bei mir vergessen.“ Dachte sich Johanna. Sie öffnete die Schachtel und erblickte drei Kippen. Zwar rauchte Jo schon seit Langem nicht mehr aber die Versuchung jetzt doch eine zu rauchen machte sie nahe zu verrückt. Vor mehr als einem Jahr hatte sie allein wegen ihrer nun Ex Freundin aufgehört. Bei der Entscheidung Küssen oder Rauchen konnte sie sich nicht anders entscheiden als fürs Küssen. Mit einem schnellen Griff holte sie sich eine Kippe und zündete sie an. Nach dem ersten Zug atmete sie ganz langsam den rauch aus des Nase. Die erste Zigarette nach mehr als einem Jahr. Dabei störte es Johanna nicht mal, dass eigentlich auf dem ganzen Gleis Rauchverbot herrschte und sie noch dazu genau neben einem Rauchverbotschild stand. Wieder erinnerte sich Jo an die Zeit wo sie für ihre damalige Freundin bereit war alles zu tun. Zwei gescheiterte Beziehungen und zwei Frauen, die Jo verlassen hatten. Doch es lag nicht an Johanna. Ihre erste Freundin lernte sie mir grad mal 15 Jahren kennen. Nach einem halben Jahr stelle sich raus, dass Johanna nur ein Mittel zum Zweck war. Nur eine noch nicht erfüllte Fantasie und dazu brauchte ihre Erste große Liebe ein junges Mädchen, die noch keinerlei Erfahrungen hatte. Nach einem halben Jahr wurde es ihr aber doch zu langweilig. Ihre zweite Beziehung dauerte immerhin ein Jahr, bis ihre Freundin wegzog und somit sich, wie es doch kommen musste neu verliebte. „Wahre Lieben kennt keine Entfernung. Tttzzz von wegen. Alles nur leeres Geschwätz“ zischte Jo und warf ihre eben gerauchte Kippe zur Seite. Wenige Minuten drauf kam auch schon ihr letzter Zug für heute. Etwas erschöpft lies sich Johanna auch einen freien Platz nieder. Allmählich wurde es ihr schon nervig von einem Zug in den anderen zu steigen. Am liebsten würde sie jetzt mit ihren Freunden an einem Weiher oder irgendwo anders sitzen, reden und dazu noch vielleicht ein Bierchen trinken am besten Beckslemon, anstatt total müde durch die Gegend fahren. Aber wenigstens war der Zug so gut wie leer und in ihrem Abteil saßen nur zwei junge Damen die sich unterhielten. Jo kannte zwar natürlich werde die Leute noch verstand sie genau über was die Frauen redeten, doch sie hörte ihnen unauffällig und gespannt zu. „Entschuldigung. Wissen sie wie spät es ist?“, fragte eine der Damen. „Ähm ja es ist fünf vor acht„ antwortete Jo und lächelte die beiden an. „Wie es scheint bist du schon etwas länger unterwegs. Ich darf dich doch duzen oder?“ Fragte sie höflich erneut. „Klar. So alt bin ich nun auch wieder nicht. Ja bin schon seit heute Früh unterwegs.“ Gab Johanna seufzend als antwort.
„ Wow. Wo kommst du den her, wenn ich fragen darf?“, fragte neugierig die zweite Dame. „Aus Berlin“ erwiderte Jo. Es schien die beiden jungen Frauen durchaus sehr zu interessieren warum Jo so eine weite reise quer durch Deutschland machte, da sie sich nun genau gegenüber zu Johanna setzten und sich dabei gegenseitig vorstellten. „Wohin soll den deine Reise gehen?“ Fragte Nadja, eine der beiden Frauen. „Nach Koblenz. Aus beruflichen Gründen.“
„Um welchen beruf handelt es sich denn?“ Die Neugier der beiden Damen konnte Jo deutlich merken aber es machte ihr nichts aus, denn so verging wenigstens die Zeit bei einem Gespräch etwas schneller.
„Ich will zur Polizei“
„Polizei? Aber in Berlin gibt es doch genau so Polizeischulen oder nicht? Warum ausgerechnet Reinland-Pfalz?“ fragte Nadja erneut. Beide Frauen blickten Jo verblüfft an, doch Johann wendete ihren Blick zum Fenster und schwieg. Erst nach einem kurzen Moment schaute sie Nadja und Melanie wieder an. „Es gibt da eine persönlichen Grund“ sagte sie etwas leiser. Ja es gab einen ganz bestimmten Grund warum Jo sich ausgerechnet für dieses Bundesland entschieden hatte. Ins Geheime erhoffte sich Jo endlich eine Antwort zu finden, die sie schon sehr lange verfolgte. Die Antwort warum sie nie eine Familie haben durfte. Eine Durchsage unterbrach plötzlich die Stille im Zug. „Oh das ist ja schon unsere Station“ rief Melanie. Die Beiden standen auf, wünschten Jo noch viel Glück und verabschiedeten sich. „Gleich bin ich auch da. An der nächsten Station muss ich dann aussteigen. Dachte sich Jo und blickte auf einen Zettel mit einer Adresse, zu der sie hin musste. Es ist zwar selten, dass der Polizei Fehler unterlaufen aber es ist passiert bei Jo´s Anmeldung für eine Unterkunft. Obwohl sie eine schriftliche Bestätigung erhalten hatte über einen freien Platz, blieb irgendwie doch keiner übrig. Als Entschädigung für den durchaus peinlichen Fehler wurde Johanna ein Zimmer in einer WG angeboten. Die Kosten würden ebenfalls größtenteils ihr bezahlt werden. Natürlich nahm Jo das Angebot an, denn was anderes blieb ihr so oder so nicht übrig und genug Geld für eine eigene Wohnung hatte sie ja nicht. Noch wenige Minuten und der Zug würde endlich halten. So langsam stieg in Johann wieder die Aufregung. Am Gleis sollte sie eine Frau, namens Sandra abholen. Sie haben einige male miteinander telefoniert und zur Sicherheit schrieb sich Jo die Adresse auf. In der WG lebten drei junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren. Johanna versuchte sich an die anderen zwei Namen zu erinnern, die Sandra ihr genannt hatte. „Hmm ich glaub es war Nadine und irgendwas mit R…“ „In Kürze erreichen wir Koblenz. Der Aussteigt ist Fahrtrichtung links.“
„Ach immer diese blöden Durchsagen. Wenn ich es noch länger mir anhören müsste, würde ich höchstwahrscheinlich total durchdrehen.“ Jo nahm ihre Tasche und begab sich nun zum letzten Mal zu dem Ausgang. Der Zug erreichte den Bahnhof, wurde immer langsamer und blieb schließlich stehen. Jo öffnete die Tür und stieg aus. Sofort blickte sie umher nach einer etwa 1,70m großen, schwarzhaarigen und 23 Jährigen Frau. Nach dem sie nirgends auf die Beschreibung passende Frau erkennen konnte und das Gleis nun so gut wie leer war, beschloss Jo selber zu der, auf dem Zettel aufgeschriebenen Adresse zu gehen. Immer noch umherblickend machte sie sich auf den Weg zu der Unterführung als sie ganz unerwartet mit jemand zusammenstieß. „Oh Entschuldigung. Ist mein Fehler“ hörte Jo jemanden Sagen und blickte nach unten. Sofort half sie dem jungen Mädchen aufzustehen, die wohl nicht so standfest wie Jo war. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Johanna mit einer etwas besorgten Stimme. „Ähm ja ist alles O.K.“ erwiderte die junge Dame und blickte sofort suchend und etwas verzweifelt umher. „Ist wirklich alles in Ordnung mit ihnen? Sie sehen etwas verwirrt aus“ wiederholte sich Jo. „Ja sicher. So ein leichter Sturz bringt mich noch lange nicht aus der Fassung. Ich Suche nur jemanden. Wie es aussieht habe ich sie aber anscheinend doch verpasst. Wissen sie, wann der Zug von Köln hier ankam?“ fragte das Mädchen und blickte nun etwas traurig umher. „Ja der ist gerade eben gekommen. Eine Frage. Kennen sie sich gut hier in Koblenz aus?“
„Ja sicher. Mir wäre es lieber, wenn wir uns duzen, wenn es dir nichts ausmacht?“
„ist O.K. Kannst du mir sagen wie ich zu dieser Straße komme?“ Jo packte ihren Zettel aus der Hosentasche und Zeigte ihn dem Mädchen.
„Bist du Johanna Marks?“ Fragte sie und blickte Jo total erstaunt und hoffnungsvoll an.
„Ja bin ich wieso?“
„Ach welch ein Glück, dann hab ich dich ja doch nicht verpasst, ich soll dich statt Sandra abholen. Sie und Nadine stehen schon seit zwei Stunden im Stau auf einer Autobahn, wegen einem Unfall und haben mich gebeten dich zu treffen. Übrigens ich bin Ricarda. Du kannst mich aber auch Ricky nennen.“
„O.K. Du weist ja bereits wie ich heiße, kannst mich aber auch Jo nennen.“ Entgegnete Jo, Ricky mit einem Lächeln und beide machten sich auf den Weg zu der WG.....
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AJ_Fox. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.