von AJ_Fox
***(Teil 15)***
„Hallo, schläfst du etwa schon?“, fragte Ricky mit unsicherer Stimme und wartete ungeduldig auf die Antwort. Eine müde Stimme, die anscheinend durch das Klingeln des Telefons aufgeweckt wurde murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
„Anton? Hörst du mich? Komm werd wach. Es ist ein Notfall.“, sagte Ricarda erneut und wartete auf die Reaktion.
„Ja Moment Ricky. Ich muss doch erstmal wieder wach werden. Bin vor dem Fernseher tatsächlich eingeschlafen. Da sieht man wieder wie langweilig die Sendungen heut zu Tage sind aber egal. Wo brennt es den Süße?“, brummte Anton teilweise verärgert und dennoch besorgt.
„Ich muss ganz dringend mit dir reden. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich weis nicht was ich tun soll.“ Ricardas Stimme klang so verzweifelt am Telefon, dass Anton sich nun echt große Sorgen anfing zu machen. Er erinnerte sich noch genau, als ihn Ricky anrief, nachdem die Geschichte mit Lukas passiert war. Ricky kannte Anton schon seit sie klein war. Vor einigen Jahren lebte er noch, genauso wie Ricarda in Frankfurt, bis er sich schließlich selbstständig als Friseur machte und in Koblenz seinen eigenen Salon eröffnete. Zu der Zeit ging es Ricarda schlecht, sehr schlecht. Erst durch dieses schlimme Ereignis begann sie über ihr Leben nachzudenken. Ihre Eltern hatten jedoch meistens nie Zeit. Sie schickten sie zwar zu Therapeuten und Kursen, doch nichts von dem half so wie ein Gespräch mit Anton. Ricky schüttete ihm ihre ganzen Gedanken, ihre Ängste und ihre Wünsche aus. Er konnte ihr zwar nicht immer helfen aber meistens hatte Anton die passenden aufbauenden Worte, die Ricky so dringend brauchte. Nun machte er sich erneut Sorgen, da ihm schon die kuriosesten Dinge durch den Kopf gingen.
„Komm zu mir. Dann reden wir in Ruhe über dein Problem OK? Wenn du willst, kannst du auch bei mir über Nacht bleiben.“, antwortete er und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen.
„Ja, ist in Ordnung. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.“, lautete Rickys Antwort und schon lauschte Anton nur noch der toten Telefonleitung. Wie versprochen stand Ricarda in der Tat nach einer halben Stunde vor Antons Tür. Auf die Frage von Nadine und Sandra antwortete sie erst gar nicht und verlies fluchtartig das Haus mit einem Rücksack auf dem Rücken und dem Satz:
„Ich übernachte woanders.“
Vor der Eingangstür blieb sie stehen und klingelte. Nach wenigen Sekunden öffnete Anton ihr sofort die Tür und bat Ricarda herein. Sie legte ihren Rücksack bei Seite und folgte ihm in die Küche. Auf dem Tisch standen bereits zwei Tassen mit heißem Tee. Ricky nahm Platz und Anton setzte sich gegenüber.
„Das ist ein irischer Tee. Angeblich soll der eine beruhigende Wirkung haben.“ Ricarda nickte und machte vorsichtig einen kleinen Schluck.
„Also du wolltest doch mit mir über etwas reden, oder?“, fragte Anton vorsichtig.
„Ja.“, antwortete Ricarda du fuhr fort. „Es geht um“ An dieser Stelle stoppte sie kurz, holte tief Luft und beendete ihren Satz. „Um Jo.“ Anton war einerseits sehr erleichtert, dass es „bloß“ um Jo ging, doch andererseits wusste er genau wie schlimm Liebeskummer sein konnte. Die beiden redete bis spät n die Nacht und Ricky schüttete ihr ganzes Herz vor Anton aus. Sie erzählte vom Anfang bis zu dem Punkt, wo sie es nicht mehr aushalten konnte und ihn anrief. Sie erzählte auch, dass es für sie niemals in Frage kommen würde, dass sie mit Johanna darüber redet. Anton konnte die Situation durchaus verstehen, doch in diesem Fall wusste auch er nicht wirklich welchen Ratschlag er Ricarda geben konnte.
„Wirklich das ist eine ziemlich heikle Situation. Ich kann dich verstehen, dass du nicht darüber mit ihr reden willst, doch was für Optionen bleiben denn da noch übrig?“
„Genau das weis ich ja nicht.“, jammerte Ricarda, die kurz davor war erneut zu heulen.
„Hey jetzt beruhige dich. Es gibt immer eine Lösung. Wie wäre es denn, wenn du dich ablenkst?“
„Und wie?“
„Nun ja. In paar Tagen fängt doch deine Ausbildung an, nicht wahr?“ Ricky nickte und hörte weiter Anton zu.
„Versuch dich damit etwas abzulenken und nebenbei bemerkt, wenn du nicht andauernd nur Johanna im Kopf haben würdest, würde dir sicherlich auffallen, dass mindestens fünf hübsche Mädels Tag für Tag an dir vorbeilaufen und womöglich ist ja da eine dabei, die dich gerne kennen lernen würde.“
„Ich will aber nicht irgendeine, sondern nur JO. Alle anderen gehen mir sonst wo vorbei.“, entgegnete Ricarda.
„Tja dann wird es aber sehr schwer für dich mit so einer Einstellung. Nicht alles im Leben ist perfekt, wie im Märchen. Es gibt nun mal Dinge, die nicht zu einander passen.“
„Ja ist schon gut. Du hast Recht.“, gab Ricarda nach um diese Diskussion zu beenden, denn in Gedanken war sie sich immer noch sicher, dass sie zu Johanna sehr gut sogar passte. Sie wusste zwar noch nicht wie sie es anstellen würde, um Jo´s Aufmerksamkeit voll und ganz auf sich zu ziehen aber irgendwie würde sie es schon hinbekommen. Sie brauchte nur noch Zeit, Zeit um nachzudenken, Zeit um ihre Gefühle in Griff zu bekommen, Zeit, die sie in den nächste Wochen auch genügend bekam. Johannas und ihre Ausbildung begannen. Sie sahen sie nun sehr selten, wenn dann nur am Abend oder am Wochenende, wenn Jo nichts mit Laura unternahm. Johanna gefiel die Ausbildung wirklich sehr. Schnell fand sie neue Freunde, die ebenfalls die Polizeischule besuchten. Manche waren gerade mitten ich ihrer Ausbildung, andere dagegen kamen, genauso wie Jo erst dazu. Auch mit Laura klappte eigentlich alles ganz gut aber nur eigentlich. Jo kämpfte immer wieder mit ihren Zweifel, ob Laura nun wirklich das war, was sie wollte. In ihren Gedanken hatte sie sich schon lange diese Frage beantwortet. Sie wollte Ricarda, doch in der Realität sah es ganz anders aus. Ricky verabredete sie immer öfter mit Jungs, ging weg, übernachtete nicht zu Hause. Kurz gefasst, Johannas Chance, laut ihrer Sicht, waren gleich Null.
Ricky dagegen schaffte es tatsächlich von Jo sich etwas loszureisen. Jedoch behielt sie immer ihren plan im Hinterkopf. Wohl ihre größte Ablenkung war Michael. Sie lernte ihn im Krankenhaus kennen, als er einen Freund besuchte. Aus einem netten Gespräch entstand Interesse und später ein Treffen. Ricarda fand Michael richtig süß, denn er hatte diese tollen grünen Augen, kurzes braunes Haar mit blonden Strähnchen und einen sehr lässigen Style. Mit anderen Worten, er hatte eine große Ähnlichkeit mit Jo, doch das leugnete Ricarda strikt. Sie wollte sich auch auf keinen Fall eingestehen, dass Michael nur ein „Lückenfüller“ war bis sie Johanna endlich ganz allein für sich haben könnte.
„Hi Maus, ich habe da eine ganz tolle Idee für das Wochenende. In Frankfurt ist ein toller Club und da findet am Samstag eine ziemlich große Lesbenparty statt. Eine Freundin von mir hat uns übers Wochenende zu ihr eingeladen. Wie wäre es, hast du Lust?“, fragte Laura am Telefon.
„Hey. Ja wieso den nicht. Ich habe auch schon davon gehört. Ich es nicht dieser Club namens ‚Joker’?“
„Ja genau dieser. Die Party findet nur zweimal im Jahr statt und ich würde echt gern dahin. Ich war da noch nie.“
„Ja es ist in Ordnung. Wie kommen wir den dorthin. Mit dem Zug?“, fragte Jo. Laura überlegte einen kurzen Moment.
„Hmm das weis ich noch nicht genau aber ich denke schon, dass wir mit dem Zug fahren müssen, außer du kennst jemanden, der auch dorthin fährt?“
„Nein kenn ich leider nicht. Aber ist doch nicht schlimm, dann fahren wir eben mit dem Zug.“
„Ja das geht klar. Ich ruf jetzt bloß schnell die Bekannte an und sagt bescheid, dass wir kommen werden.“ Mit diesen Worten legte Laura auf und wählte erneut eine Nummer.
„Hallo Jul.“
„Hey Maus. Und kommt ihr?“
„Ja. Hab gerade mit Jo geredet und sie will schon. Die Zeit weis ich noch nicht genau, werde ich dir aber spätestens am Donnerstag sagen. Ansonsten freu ich mich schon wahnsinnig auf die Party und natürlich auf dich. Haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen.“
„Stimmt. Wie ist eigentlich Jo so drauf?“, fragte Jul.
„Johanna? Ach mit der wirst du dich bestimmt super verstehen so von Butch zu Butch.“
„Butch? Ich dachte du bevorzugst eher Femmes oder Androgyne Mädels?!“
„Na ja man wies ja nie wo die Liebe hinfällt.“, antwortete Laura lachend.
„Oh welch magische Worte. Die kleine Laura spricht von Liebe. Tja dann muss es dich wohl nun mal so richtig ernst erwischt zu haben, was?“
„Vielleicht“, lautete Lauras antwort.
„OK kleine. Ich denke wir werden, wenn ihr kommt auch zeit haben zum quatschen. Ich muss jetzt los. Hab eine Verabredung.“
„Oha. Dann wünsch ich dir viel spaß mit deinem Date. Bis zum Freitag.“ Jul verabschiedete sich ebenfalls und beide legten auf. Laura wiederholte erneut in Gedanken, den Satz, welchen Jul eben erwähnt hatte. In der Tat sprach Laura sehr selten von Liebe oder ernsten Gefühlen. Ihre früheren Beziehungen waren meistens nur kurze oder etwas längere Lebensabschnitte, die jedoch nie länger als maximal drei Monate andauerten. Laura war immer auf der Suche nach dem gewissen Etwas und bei Jo schien sie es endlich gefunden zu haben.
Am Abend es war der Mittwoch saßen Ricky, Jo, Sandra und Nadine alle gemeinsam beim Essen in der Küche. Inzwischen war sich Jo sehr sicher, dass Sandra und Nadine mehr als nur Freundinnen waren. Es waren kleine Details, die es Johanna mit der Zeit verrieten. Zum Beispiel die kleinen Streits zwischen den beiden. Johannas Meinung nach konnte nur ein Pärchen so streiten.
„Wir sind über das Wochenende weg. Wenn ihr also etwas braucht, Lebensmittel oder so, dann sagt mir oder Nadine schon am Donnerstag bescheid.“, verkündete Sandra.
„Wohin wollt ihr den wegfahren?“, fragte Ricky, nachdem sie ihr Stück Hühnchen zu Ende gekaut hatte.
„Wir wollen nach Frankfurt. Da ist eine Party, zu der wir hinwollen. Und was habt ihr vor?“ Johanna grinste, denn nun hatte sie höchstwahrscheinlich den Beweis, der ihre Vermutung bestätigte.
„Ich bin mit Laura auch in Frankfurt zu Besuch bei einer Freundin von ihr.“, antwortete Jo.
„Tatsächlich? Wie kommt ihr denn dort hin?“, erkundigte sich Nadine.
„Wir fahren mit dem Zug.“
„Mit dem Zug. Wir fahren am Nachmittag los, wenn die Uhrzeit euch passt, dann könnt ihr ja mit uns dorthin fahren und zurück mit dem Zug?“
„das wäre super. Ich werde Morgen Laura fragen wegen der Zeit.“, erwiderte Johanna.
„Was ist mit dir Ricky, klebst du wieder die ganze Zeit bei Michi?“, lachte Nadine.
„Nein. Er ist über das Wochenende in München bei seinen Eltern.“
„Oh, dann komm doch mit uns mit. Du könntest auch mal deine Eltern besuchen.“, schlug Sandra vor.
„Ich werde es mir bis Morgen überlegen.“
Am nächsten Tag stand es fest. Jo und Laura würden mit Sandra und Nadine mitfahren und auch Ricarda entschloss sich mit zu kommen, da sie wirklich ihre Eltern in Frankfurt besuchen wollte. Am Freitagnachmittag standen nun alle vor der WG und packen ihre Sachen in den eigentlich kleinen schwarzen Fiat von Sandra rein.
„Bei euch hinten wird es zwar ein bisschen eng aber, wenn ihr lang genug die Luft anhält, dann klappt das schon und außerdem fahren wir ja nicht so lange. Das werdet ihr schon überleben.“, scherzte Sandra. Bei der fahrt saß Jo in der Mitte, rechts Ricky und natürlich linkt Laura. Ricky schaute die ganze Zeit aus dem Fenster, doch sie betrachtete nicht nur die Landschaft, die Straßen oder andere vorbeifahrende Autos nein, sie versuchte durch eine Spiegelung des Fensters Jo anzugucken. Direkt konnte sie das nicht, außerdem wollte sie nicht die rote Vogelscheuche sehen, so nannte Ricarda meistens in Gedanken Laura. Als Ricky Johanna so beobachtete, musste sie a einige Tage zuvor denken, als sie an einem Morgen noch ganz verschlafen die unverschlossene Tür zum Bad öffnete und Jo nur mit Jeans bekleidet erblickte. In dem Moment stockte ihr der Atem. Sie sah zum ersten Mal Johanna mit einem nackten Oberkörper. Ricarda war sofort von diesem Ausblick fasziniert. Jo war durchtrainiert, aber nicht zu viel. Ihre Brüste kamen Ricky nun um einiges größer vor. Vielleicht lag es daran, dass Jo meistens nicht Körperbetonte Polo-Shirts, Hemden oder T-Shirts trug. Unter dieser Kleidung verschwand all die Schönheit, welche Ricarda an diesem Morgen zum schmelzen brachte. Sofort wollte sie den Raum verlassen auch, wenn unfreiwillig, doch Jo schien es keineswegs was auszumachen. Sie putzte sich weiter die Zähne und meinte nur Ricky könne ruhig dableiben. Sie versuchte zwar nicht auf Jo´s Körper zu starren, jedoch schielte sie ab und zu, zu ihr rüber, so unauffällig wie möglich. An Johannas Körper befanden sich circa 10 Knutschflecke, die mit größter Wahrscheinlichkeit von Laura stammten. Diese Feststellung machte Ricky wütend, doch sie sah nicht nur die Liebesspuren von Laura. Am ganzen Rücken hatte Jo sehr viele kleine Narben und an der linken Hüfte erstreckte sich eine große lange Narbe, die sehr stark einer Schnittwunde ähnelte. Ricky interessierte es zwar sehr aber sie fragte nicht, aus Höflichkeit und Angst, woher all diese Verletzungen kamen.
Als erstes wurde Ricarda bei dem Elternhaus abgesetzt, anschließend Laura und Jo. Die Wohnung von Jul, Lauras Freundin, war nicht sehr groß, bestand aus zwei Zimmern, einem kleinem Balkon, Küche und Bad.
„Hallo ihr zwei. Es freut mich echt sehr, dass ihr da seit.“ Rief Jul, als sie die Tür aufmachte und Laura sofort mit einer festen Umarmung begrüßte. Johanna wurde ebenfalls ‚durchgeknuddelt’ von der ihr noch fremden Person. Alle drei machten es sich bequem auf dem Sofa, nachdem Laura und Jo ihre Taschen in das zweite Zimmer gebracht hatten. Schnell entwickelte sich ein Gespräch zwischen den Dreien. Johanna war eher die ruhige, wie immer. Lieber schaute sie sich etwas im Zimmer um. Es war ziemlich einfach eingerichtet, doch man sah sofort, dass hier eine kleine Künstlerin wohnte, denn einige Wände waren sehr kreativ verziert. Jul selbst sah auch nicht schlecht aus. Sie war zwar definitiv nicht Jo´s Typ aber beide bevorzugten denselben Kleidungsgeschmack. Die Haare bei Jul waren komplett an den Seiten wegrasiert, nur winzige paar Millimeter ragten hervor. In der Mitte dagegen befand sich ein blonder Iro, welcher von der Stirn bis hin zum Nacken reichte.
‚Geschmackssache`, dachte sich Jo. Den ganzen Freitagnachmittag verbrachten Jul, Laura und Jo in der Stadt beim Shoppen. Am Abend passierte nicht viel, denn alle waren ziemlich müde wegen der ständigen Rumrennerei und vom vielen Reden.
Samstagabend.
Vor der Party machten sich alle schick nicht nur Jul, Laura und Jo sondern auch Sandra, Nadine und Ricarda. Die beiden hatten sie am Vormittag überredet mitzukommen und sie willigte ein. Jo dagegen war gespannt, ob sie Sandra und Nadine auf dieser Party tatsächlich treffen würde. Endlich war es soweit alle waren fertig, und von allen Seiten marschierten Frauen ins ‚Joker’. Johanna war sofort überwältigt von solch einer Atmosphäre. Der ganze Klub war voll bis zum geht nicht mehr und, dass um bereits 12 Uhr Mitternacht.
„Erstaunt?“, fragte Jul und grinste Jo an. Als antwort bekam sie in deutliches Nicken.
„Warts nur ab. Es kommen noch mehr“. Jul hatte recht in der kommenden Stunde füllte sie der Raum noch mehr.
‚Hier werde ich ja Sandra und Nadine nie finden. Das ist ja schrecklich voll hier drin.’, dachte sich Jo und nahm Lauras hand, damit sie in der ganzen menge nicht verloren ging. Jul hatte einen guten Kontakt zu gewissen Leuten und so wurde für die drei eine VIP Lounge reserviert. Sie mussten an einem ziemlich starken Typen vorbei, der jeder von ihnen einen Stempel auf den Handrücken machte. Dieser Stempel unterschied sich von den anderen. In dieser Ecke war es deutlich ruhiger und es gab viel mehr Platz. Jo machte es sich sofort bequem auf der Couch und zog Laura gleich zu sich und gab ihr einen langen und zärtlichen Kuss.
„Ach kommt. Rummachen könnt ihr auch später im Bett. Was wollt ihr trinken? Ich geh gleich an die Bar und bestell uns was.“, sagte Jul. Schnell war eine Wahl an alkoholischen Getränken für die erste Runde getroffen und Jul machte sich auf den Weg. Der kleine Pluspunkt an der VIP Lounge war, abgesehen von der Ruhe und dem Platz, dass man die Getränke nicht selber abholen musste, denn sie wurden gebracht. Es vergingen einige Stunden und weitere runden von Getränken folgten, bis Laura plötzlich Jo aufforderte mit ihr zu tanzen. Jo konnte es zwar, jedoch tanzte sie nicht gern und schon erst recht nicht, wenn so viele Leute um sie herum waren doch, wenn Laura etwas wollte, bekam sie es, mit Hilfe ihrer Überredungskunst und so schlenderte Jo hinter Laura her auf die Tanzfläche, welche nicht mehr so extrem stark besetzt war. Nachdem der dritte Song endete, wollte Jo wieder nach oben zu ihrem VIP Platz. Als sie sich umdrehte und einen schritt nach vorne machte, stieß sie mit jemanden zusammen.
„Entschuldigung“, murmelte sie mit einer angetrunkenen Stimme.
„Das macht nix“, bekam sie als Antwort zurück. Nun blickte Jo zu der Person, die immer noch vor ihr Stand und nicht aus dem Weg gehen wollte.
Es war Sandra, die in dem Augenblick genauso erstaunt Johanna anschaute wie sie Sandra. Nach einigen Sekunden kam auch Nadine dazu. Alle schauten sich nun an ohne etwas zu sagen. Erst Laura brach die Stille zwischen den dreien.
„Schatzi, wolltest du nicht wieder hochgehen?“, fragte sie und zog Jo an ihrem Hemd.
„Doch aber, aber.“ Sie stoppte du begann mit dem Satz erneut.
„Doch ich wollte schon nach oben aber hier sind Sandra und Nadine.“ Genau in diesem Augenblick tauchte auch Ricarda aus der tanzenden Menge hervor. Jo und Ricky starrten sich gegenseitig erschocken und verwirrt an.
„Oh hallo. Tja da sieht man wieder mal wie klein doch die Welt ist.“, lachte Laura und begrüßte Sandra, Nadine und Ricky.
„Ja in der Tat ist die Welt viel kleiner als ich es mir gedacht habe.“, murmelte Sandra während Nadine sich nicht mehr vor lachen halten konnte.
„Ich wusste es doch die ganze Zeit. Hab ich es dir nicht gesagt? Aber nein du weist ja immer alles besser Sandra. Jo du musst nämlich wissen, dass ich es schon seit dem ersten Tag wusste, dass du lesbisch bist, doch diese Dame da neben mir behauptete was anderes.“ an dieser Stelle zitierte Nadine die genauen Worte von Sandra. Dazu versuchte sie auch ihre Stimme und Bewegungen nachzuahmen
„Nein sie ist hetero und wir werden erstmal noch nix sagen, damit sie ja keine Schock bekommt.“ Nadine schielte kurz zu Sandra, die nun auch ein Lächeln auf den Lippen hatte. Nur Ricarda stand ganz stumm da und wusste nicht was sie sagen sollte, genauso wie Jo. Beide hatte Angst etwas zu sagen, denn vielleicht würde ja der Gegenüber negativ reagieren.
„Wo ist den eigentlich euer Platz?“, fragte Laura neugierig.
„Wir sind oben in der VIP Lounge rechts.“, antwortete Sandra.
„Cool. Wir sind auch oben aber links, wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja nachher zu uns mal kommen, denn wir, beziehungsweise Jo wollte unbedingt jetzt wieder hoch.“ Jo stimmte durch ein Nicken Laura zu und ging an Ricarda schweigend vorbei zu ihrer Ecke. Die ganze restliche Zeit war Johanna teilweise abgelenkt und das Feiern machte ihr nun nicht mehr so richtig spaß, denn in ihrem Kopf herrschte ein verdammt großes Chaos. Nicht weil sie nun wusste, dass Sandra und Nadine ein Paar waren, sondern weil Ricarda auch dabei war.
‚Was hat das zu bedeuten? Ist sie etwas auch lesbisch oder bi? Oder haben Sandra du Nadine sie nur mitgeschleppt? Was sie wohl sich in den ersten Sekunden gedacht hat? Sie sah echt erschrocken aus. Ob sie sich nu anders mir gegenüber verhalten wird?’, überlegte sich Jo.
Auch Ricarda stellte sich ähnliche Fragen. Sie konnte Jo auch gut sehen, da diese sich genau auf der anderen Seite des Raumes befand.
„Also dieser Blick kann nur etwas mit Liebe zu tun haben“, sprach plötzlich Nadine.
„Wen sie wohl so intensiv beobachtete?“, fügte sie hinzu. Sandra setzte sich genau neben Ricky und schaute in dieselbe Richtung wie sie. Schnell begriff Sandra, dass es sich bestimmt nicht um eine fremde Person handeln muss, den so abwesend, wie Ricarda war, musste sie sich wohl sehr ernste Gedanken über etwas machen die bestimmt mit jemanden, den sie gut kennt zu tun haben mussten. Sandra musterte aufmerksam die Personen auf der anderen Seite der VIP Lounge, bis sie bei Jo mit ihrem Blick hängen blieb und da war es Sandra klar, wieso Ricky sich seit einigen Wochen so komisch und launisch verhielt...
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AJ_Fox. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.