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Stories » Detail

600 km zum Glück (16)

von AJ_Fox


***(Teil 16)***

„Es ist Johanna, nicht war?“, fragte Sandra ganz vorsichtig. Verwirrt blickte Ricky zu ihr.
„Was meinst du damit?“
„Du hast dich in Jo verliebt. Das meine ich damit.“ Erschaudert schaute Ricarda erst Sandra und dann Nadine an.
„Wer? Wie? Woher?“ sie stoppte kurz und fuhr fort. „Woher wisst ihr das.?“, fragte sie schockiert.
„Wie du hier sitzt, so abwesend und tief in deinen Gedanken versunken, kann man dies nicht übersehen und mit ein bisschen Logik ist es eigentlich klar, dass es nur Johanna sein kann.“, erklärte Sandra und legte ihren Arm auf Ricardas Schulter. Mit einem traurigen Blick senkte Ricky ihren Kopf und bat die beiden sie nach Hause zu ihren Eltern zu begleiten. Sandra und Nadine willigten sofort ein, da ihnen nun auch die Laune aufs Feiern vergangen war. Sie blieben auch über nach bei Ricarda und sie erzählte ihnen, so wie Anton, die ganze Geschichte.
„Süße wieso hast du, denn nie mit uns darüber gesprochen?“, fragte Nadine, nachdem Ricarda ihre Erzählung beendet hatte.
„Ich habe gesprochen. Doch das habe ich viel zu spät gemacht.“
„Oh Ricky, rede mit Jo. Sie wird das bestimmt verstehen.“
„Nein wird sie nicht. Sie hat nicht ein einziges Wort gesagt. Nichts. Nur mich angestarrt. Dieser Blick“ Ricky atmete tief ein. „Als sie mich gesehen hat, sagte sie kein Wort, da wird sie auch später nicht anders reagieren und außerdem, wie soll ich ihr das alles erzählen. Sie würde mich für total Krank halten, wenn ich ihr sagen würde ‚Jo ich habe dich vor drei Wochen in dem Umkleideraum mit Laura gesehen und seitdem kann ich keine Nacht ruhig schlafen, weil ich dich liebe’. Nein das kann ich nicht. Noch nicht. Ich werde schon ein Weg finden um ihr meine Gefühle zu übermitteln aber jetzt noch nicht. Später.“
„Das ist OK. Wir werden nichts sagen und wenn du mal reden willst, kannst du gern zu uns kommen.“, entgegnete Nadine. Ricarda nickte und war froh, dass sie inzwischen Unterstützung von Sandra, Nadine und Anton hatte, die sie verstanden und unterstützten.
Jo dagegen verbrachte die restliche Zeit im Joker eher still. Immer wieder spielte sie in Gedanken die Situation ab. Viele verschiedene Überlegungen kamen und gingen. Auch am nächsten Tag war sie sehr verschwiegen. Auf die Frage von Jul, ob mit ihr alles in Ordnung sei nickte sie nur auch, wenn es eine Lüge war. Laura entging es nicht, dass mit Jo etwas nicht stimmte.
„Süße? Was ist den los mit dir. Ist es wegen Sandra?“, fragte sie als die beiden in den Zug nach Koblenz eingestiegen waren. Laura winkte noch ein letztes Mal durch das Fenster zu Jul, die am Bahnhof zurückblieb und den wegfahrenden Zug hinterher sah.
„Na ja. Ich hoffe bloß, dass sich nichts ändern wird.“, antwortete Jo nach langem Überlegen.
„Wieso sollte sich den etwas ändern? Sandra und Nadine sind doch zusammen oder?“
„Ja sind die“, entgegnete Johanna „Ich denke da aber eher an Ricky. Ich befürchte, dass sie diese Sache nicht so leicht hingenommen hat sie Sandra und Nadine.“
„Wieso denkst du das?“
„Weis nicht. Ich habe so ein Gefühl“ Jo blickte aus dem Fenster.
„Was du fühlst, muss nicht immer der Realität entsprechen. Wart doch erstmal ab, was in der WG passiert. Vielleicht ist ja alles nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst.“ Laura streichelte sanft über Jo´s Wange und gab ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.
„Lass den Kopf nicht hängen.“, fügte sie hinzu. Dies fiel Jo schwer, doch als sie wieder zu Hause war und schnell feststellte, dass sich rein gar nichts verändert hatte, beruhigte sie sich etwas. Ricky schien so wie immer zu sein. Am Anfang redeten sie über den Abend im Joker nicht, doch nach und nach fragte Ricarda Johanna aus.
„Wann hast du es eigentlich gemerkt, dass du lesbisch bist?“, fragte Ricky an einem Abend, als die beiden allein n der WG waren.
„Das kann ich nicht so genau sagen. Ich denke das habe ich immer schon gewusst nur wahrhaben wollte ich es nicht.“
„Hast du dich gleich geoutet?“ bei dieser Frage schwieg Johanna eine Weile bis sie dann schließlich Ricky eine Antwort gab. „Wenn ich die Möglichkeit erneut hätte, dann würde ich diesen Teil meines Lebens ganz anders angehen. Vorsichtiger. Überlegter.“ An dieser Stelle wollte Ricky nicht weiter nachfragen. Sie überlegte sich, wie sie selbst bei ihrem eigenen Coming-out vorgehen wollte. Wann wäre wohl der richtige Zeitpunkt für so was? Wie würden ihre Eltern oder Freunde reagieren? Was ist wohl bei Jo schief gegangen? Hatte diese Narbe eventuell etwas damit zu tun? Ricky schluckte. An so was hatte sie bis jetzt noch gar nicht gedacht. Wie denn auch? Sie war die ganze Zeit so sehr damit beschäftigt an Johanna zu denken und sich in ihren Gedanken auszumalen wie sie Jo endlich erobern könnte, dass ihr diese dunkle Seite an der ganzen Geschichte völlig entgangen war.

Die Tage vergingen und der Oktober neigte sich dem Ende zu. Jo und Ricarda waren mit ihren Ausbildungen beschäftigt, Laura führte eine feste Beziehung mit Jo. Ricarda traf sich mit Michael und Mike führte einen kleinen Streit mit Laura, da diese ihm so gut wie nie eine Möglichkeit lies sich allein und ungestört mit Jo zu treffen. Sandra und Nadine führten nicht mehr dieses „Versteckspiel“ in Johannas Gegenwart. Jo verstand es so oder so nie wirklich, wieso die beiden so lange ein Geheimnis draus machten.
An einem Abend als Johanna ein Buch las, klingelte unten in der Küche das Festnetztelefon. Ricarda ging ran.
„Jo?“, rief sie „Es ist für dich“ Sofort legte Johanna ihr Buch beiseite und ging runter.
„Hallo?“
„Hey Maus.“
„Sanny? Wieso rufst du den so spät noch an? Ist was passiert?“, fragte Jo mit besorgter Stimme.
„Nein, nein. Es ist alles in bester Ordnung. Georg und Marcel sind grade bei mir und wir haben über dich geredet.“
„Ach tatsächlich? Sanny sag mal was genau machen Georg und Marcel im Moment?“ Es wurde still nur ein Gekicher konnte Jo am ende der Leitung wahrnehmen
„Ach die stopfen sich wieder mit dem Grünzeug voll.“, erwiderte Sanny gelassen. Johannas Miene dagegen verfinsterte sich schlagartig.
„Müsst ihr den immer dieses Zeug kiffen? Wann werdet ihr endlich mal Erwachsen? Wenn dich mal deine Eltern erwischen, dann bist du hinüber, das weist du doch bestimm oder?“
„Erwachsen werden wir schon noch früh genug. Ja das ist mir schon fast vor paar Wochen passiert. Mein Vater ist zu mir ins Zimmer gekommen und hat sich voll gewundert, wieso es bei mir so neblig ist. Gott hatte ich schieß aber gut, dass er total extremen Schnupfen hatte und absolut nichts riechen konnte. Da habe ich ihm einfach gesagt, dass ich ein Räucherstäbchen angezündet hatte. Er hat’s geglaubt. Cool, nicht war?“ Sanny lachte und wieder hörte Jo im Hintergrund das Gekicher von Georg und Marcel, die diese Geschichte anscheinend genauso wie Sanny lustig fanden.
„Ich weis nicht ob das cool ist.“. erwiderte Jo kühl.
„OK. Themawechsel. Marcel hätte fast seinen Ausbildungsplatz verloren.“ In dem gleichen Moment als Sanny den Satz ausgesprochen stieß Marcel sie Seite.
„Aua. Das tut doch weh.“, jaulte Sanny.
„Du sollst ja auch nicht jedem diese Geschichte erzählen. Dank dir weis es bald nicht nur ganz Berlin sondern auch noch ganz Koblenz.“, murmelte Marcel im Hintergrund. Ein leichtes Lächeln huschte Jo über die Lippen.
„Jo bis du noch da?“, fragte Sanny.
„Natürlich bin ich da. Wo soll ich den sonst sein.“, feixte Johanna.
„OK. Ich dachte nur vielleicht hast du ja aufgelegt, weil du dir diesen Mist nicht reinziehen willst. Ich weis ja wie du zu manchen Dingen stehst. So aber egal. Ich rufe ja aus einem ganz anderen Grund an.“
„Tatsächlich? Ich dachte du rufst einfach so an?“
„Nicht ganz. Also hör zu. Du weist ja ich habe Anfang November, um genauer zu sagen am 7. November meinen Geburtstag und dir ist es ja bestimmt nicht entgangen, dass ich 18 werde oder?“ Sanny wartete nicht auf die Antwort von Jo und redete weiter.
„Weist du noch was wir uns gegenseitig versprochen haben. Du und ich?“, fragte sie Johanna.
„Ja. Wir wollten den 18. Geburtstag gemeinsam feiern. Deinen du meinen.“
„Richtig. Deshalb haben wir uns heute, also Marcel, Georg und ich gedacht, dass es doch supertoll wären, wenn wir zu dir könnten und dann meinen B-day gemeinsam feiern. Wir haben da aber eher an ein ganzes Wochenende gedacht. Was hältst du von dieser Idee?“, fragte Sanny erwartungsvoll.
„Also ich finde den Vorschlag super. Platz hätte ich genug, nur was Schlafmöglichkeit angeht“ Johanna macht eine kurze Pause. „denkst du Marcel und Georg können auf dem Boden schlafen?“ Sanny lachte. „Muss ich etwa auch am Boden schlafen?“
„Nein du hast den Ehrenplatz in meinem Bett.“ Sanny übermittelte sofort den Jungs die Nachricht. „Wie am Boden schlafen?“, reif Georg.
„Wieso darfst du dann im Bett schlafen und wir am Boden. Tauschen wir doch. Du Boden, ich Bett“, erwiderte Marcel.
„Nix da. An Jo´s Seite dürfen nur Frauen einschlafen.“ Sanny streckte den beiden ihre Zunge raus.
„Moment, ich weis doch noch gar nicht ob das klar geht. Ich müsste das ganze noch mit den Mädels besprechen und wenn sie alle grünes Licht geben, dann könnt ihr gerne kommen und bezüglich des Schlafplatzes. Vielleicht lässt sich da ja noch was machen, damit keiner am Boden schlafen muss.“, gab Jo zur antwort. Sie freute sich tatsächlich über diese Idee, denn sie hatten sich seit dem Abschluss nicht mehr gesehen. Das wäre also eine super Gelegenheit um miteinander zu quatschen und alle vier wären wenigstens wieder für wenige Tage beisammen. Nachdem Jo aufgelegt hatte war sie fest entschlossen am nächsten Tag die restlichen Bewohnerinnen des Hauses zu überreden.
Es stellte sich aber am nächsten Tag raus, dass Jo keinen überreden musste, da alle sofort mit dem Vorschlag einverstanden waren. Auch das Problem mit den Schlafmöglichkeiten war schnell beseitigt. Sandra erklärte sich freiwillig und meinte sie könne noch zwei Gästebetten für die Jungs besorgen. Erfreut meldete Sich Johanna bei ihrer Freundin.
„Hallo Sanny.“
„Hey Jo. Und haste sie überreden können?“
„Nein“
„Wie nein? Heißt das wir dürfen nicht kommen?“ Sannys Stimme klang leise und traurig, als sie diesen Satz aussprach.
„Nein im Sinne, dass ich sie nicht mal überreden musste. Sie waren alle sofort einverstanden.“, erwiderte Johanna lachend.
„Ach du. Na warte. Das werde ich mir noch merken. Ich hätte hier beinahe einen Zusammenbruch erlitten, weil ich schon dachte, dass wir nicht kommen dürfen. Weist du ich vermiss dich hier voll. Ohne dich ist irgendwie alles so langweilig. Ach Maus, man merkt erst dann wie wertvoll und wichtig eine Person einem ist, wenn diese nicht mehr in der Nähe ist.“
„Wow welch kluge Worte ich zu hören bekomme.“, scherzte Jo und fuhr fort. „Das Problem mit dem Schlafplatz hat sich nun auch erledigt. Sandra wird zwei Gästebetten auftreiben, hat sie gesagt.“
„Super. Ich werde dir in den nächsten Tagen bescheid sagen wann wir genau am Freitag kommen werden.“ Sagte Sanny und Jo merkte, dass sie sich im Moment richtig freute. Bestimmt tanzte sie in ihrem Zimmer auf und ab und würde nach dem Auflegen sofort Georg und Marcel mit der erfreulichen Nachricht informieren.
„Ich freu mich schon auf das Wochenende. also ich warte dann auf deine Anruf wegen der Zeit.“
„Ja ist Okay. Ich freu mich auch. Tschau.“
„Tschö“ Jo legte auf und warf anschließend einen Blick auf ihren Kalender, welcher an der Wand neben dem Fenster hing. ‚Hmm, das sind ja nur noch fünf Tage bis zum Freitag. Mist ich brauch ja dann noch ein Geschenk für Sanny. Was könnte ich ihr denn schenken?’, überlegte sich Jo. Am besten ich ruf Mike an. Der könnte mir bestimmt helfen.’ Gedacht, getan.

Das Haustelefon klingelte und Laura ging ran.
„Hi Schatzi. Was gibt es denn?“
„Hi Laura. Ähm es gibt eigentlich nichts. Ich wollte nur mit deinem Bruder sprechen.“
„Mike? Was willst du den von ihm?“
„Sei doch nicht immer so neugierig. Das will ich mit ihm allein besprechen.“
„Oh. Was machst du den heute noch so? willst du später zu mir kommen?“
„Nein kann ich nicht. Ich muss in die Stadt.“
„Was ist mit Wochenende?“
„Da gebe ich eine Geburtstagsparty für eine gute Freundin von mir. Sanny. Sie und zwei andere Freunde von mir kommen übers Wochenende zu mir.“
„Sanny? Hmm ist es die, von der du so oft erzählt hast?“
„Ja aber so oft war es nun auch nicht. Also Maus gibst du mir mal den Mike bitte?“, fragte Jo lieb, wurde jedoch langsam ungeduldig, da jedes Mal solche Telefonate abliefen.
„Ja der kann doch warten. Heißt das nun, dass wir am Wochenende nichts machen können?“
„Doch natürlich. Du kommst zu mir. Ich feiere doch nicht ohne dich.“
„Okay“ Endlich rief sie Mike zum Telefon. Mit einem finsteren Blick nahm er ihr das Telefon ab und verschwand in seinem Zimmer.
„Hey Jo.“
„Hi. Hast du heute Zeit. Ich bräuchte mal bei zwei Dinge deine Hilfe.“
„Klar. Mir ist im Moment alles lieber, als in der Gegenwart von Laura zu sein.“, antwortete Mike verärgert.
Jo seufzte. „Ich kann dich verstehen. Ich hol dich dann in einer halben Stunde ab. Bis dann.“ Mike legte auf und schlenderte wieder runter. Laura stand in der Küche und machte sich gerade einen kleinen Snack.
„Also jetzt spinnst du wirklich komplett.“, murrte Mike.
„Hä? Was willst du von mir?“
„Ich will absolut nichts aber so wie du dich letzte Zeit verhältst wird Jo sicher nicht lange deine feste Freundin bleiben.“ Laura starrte Mike fassungslos einen Momentlang an und fragte ihn schließlich wie er auf so was kam.
„Du klammerst voll an ihr. Es war schon gemein genug von dir gleich nach meiner Offenbarung sich an sie ranzumachen aber dieses Verhalten. Das ist echt das aller Letzte. Du schwirrst ständig in ihrer Nähe, lässt ihr absolut keine Freiraum und ich habe ernsthaft das Gefühl, dass du Jo versuchst von mir fernzuhalten?“
Laura blickte in kurz an und fragte woher er denn wisse, dass Jo keine Freiraum hätte und ob ihm das Johanna erzählt hatte. Mike schwieg. Laura drehte sich um und ging zu ihm.
„Mike, du würdest mir doch es doch sagen, wenn Jo dir was erzählt?“ Das war für Mike zu viel. Er warf Laura nur einen bösen Blick, schnappte sich seine Schlüssen und verschwand so schnell es ging aus dem Haus. So was hatte er bei seiner Schwester noch nie erlebt. Bis jetzt interessierte es sie nie wirklich sehr, was ihre vorherigen Freundinnen dachten oder sagten aber bei Jo schien es anders zu sein.
Auf dem halbe Weg trafen sich die beiden. Jo erklärte Mike, dass sie ein Geschenk für Sanny brauchte und deshalb in die Stadt wollte. Vielleicht würde sie ja dort was finden und Mike sollte ihr dabei Gesellschaft leisten und nebenbei könnten sie besprechen wie sie die Party organisieren könnten. Rasch hatte Mike eine Idee.
„Wir könnten im Garten das Fleisch grillen und selbstverständlich im Haus essen, da es ja inzwischen schon viel zu kalt ist. Wenn dir diese Idee gefällt, könnte ich den Grillmeisterpart übernehmen.“
„Ja so machen wir es. Ich kümmere mich dann um die Getränke und alles andere klären wir erst später. Die Party ist ja so oder so am Samstag. Also haben wir genug Zeit.“ Nachdem dieses Thema erledigt war, blieb nur noch eins, das Geschenk. Auch dieses Problem lies sich lösen, auch wenn es etwas länger gedauert hatte. Jo war gerade dabei aufzugeben als sie und Mike an einem kleinen Fotostudio vorbeigingen. Mike blickte in das Schaufenster.
Erstellen sie jetzt ihr eigenes Fotoalbum.
Günstig und schnell
„Jo? Hast du nicht mal erwähn, dass du auf deinem Handy oder so ganz viele Fotos von deinen Freunden hast?“
„Ja habe ich wieso fragst du?“
„Schenk ihr ein Fotoalbum mit den ganzen Fotos. Schau, hier kannst du es individuell gestalten. Mit lustigen Rahmen, Bildereffekten, und Beschriftungen der jeweiligen Fotos. Das wär’s doch oder?“ Jo schaute sich das Ausstellungsstück genauer an.
„Mike du bist ein Schatz. Was würde ich wohl nur ohne dich machen.“, lächelte Johann und umarmte Mike kurz.
„Ich denke du würdest immer noch in der Stadt laufen und nach dem passenden Geschenk suchen.“ Jo lächelte ihn an und betrat das kleine Fotostudio. Nachdem sie sich erkundigt hatte war Johanna umso mehr begeistert von dieser Idee. Es stellte sich heraus, dass man auch zu Hause dieses Album ganz einfach erstellen konnte. Online. Noch am selben Tag gestaltete Jo mit Mike die ganzen Fotos am Laptop, den Sandra ihr zur Verfügung gestellte. Dabei verwendete Johann lustige Sprüche, die zu den Fotos passten. Nachdem das letzte Bild bearbeitet war, schickte Johanna das fertige ‚Meisterwerk’ ab und hoffte, dass es rechtzeitig fertig werden würde.
Sanny rief am Vorabend Jo noch mal an und teilte ihr die genaue Zeit mit.
„Ich hoffe ihr nehmt nicht zu viele Sachen mit. Ihr müsst sie nämlich vom Bahnhof bis zum Haus schleppen, da ich euch zu Fuß abholen werde.“
„Das geht schon.“, antwortete Sanny.
„Und noch was. Kein Grünzeug oder Ähnliches. Ist das Klar? Ich will keinen Ärger bekommen.“, sprach Johanna mit einer strengen Stimme.
„Oh stimmt, du bist ja jetzt im FREUND UND HELFER Verein. Alles klar Boss. Es wird nichts Verbotenes oder Unanständiges mitgenommen.“
Johanna schmunzelte. „Na dann müsstest du ja auch Daheim bleiben.“
„Woha. Das merk ich mir auch. Warts nur ab Rache ist süß.“
„Ich kann’s kaum noch erwarten.“, antwortete Jo neckend.
Freitag.
Wie vereinbart stand Jo am Gleis und wartete ungeduldig auf Sanny. Kurz davor war sie noch im Fotostudio und holte das Fotoalbum ab, welches genau zur perfekten Zeit fertig geworden war. Nervös lief Jo auf und ab und konnte es kaum noch erwarten, dass der Zug endlich am Bahnhof eintraf. Wenige Minuten später war es endlich soweit. Der Zug kam. Viele Passagiere stiegen aus und als fast letzte kamen endlich Sanny, Marcel und Georg. Jo rannte sofort zu ihnen rüber und umarmte erstmal alle zur Begrüßung.
„Wow. Jo du siehst ja richtig sexy aus mit dem neuen Haarschnitt und der Farbe.“, sprach Sanny begeistert. Jo bedankte sich grinsend. Sie war erst letzte Wochen wieder bei Anton. Bereits am Weg redeten alle ununterbrochen und redeten über das Leben, über die Fahrt und jeden möglichen anderen Kram, der ihnen einfiel. Als sie endlich an der WG ankamen, ging Jo voran und öffnete die Tür. Sofort lag ein leckerer Geruch in der Luft.
„Tja das ist der offizielle Ruf zum Mittagessen bei uns.“, scherzte Jo.
Alle vier begaben sich in Johannas Zimmer um ihre Taschen und Rücksäcke abzulegen. Anschließend stellte Jo endlich ihre Freunde ihren Mitbewohnerinnen vor. Den ernstlichen Abend verbrachten alle gemeinsam. Sanny verstand sich auf Anhieb super mit den Mädels aus der WG. Marcel und Georg ebenfalls, außer, dass sie sich leicht fehl am Platz vorkamen bei so viel ‚Frauenpower’ im Haus. Jo beruhigte die beiden, dass am Samstag zu ihnen eine Verstärkung dazukommen würde namens Mike und Michi.
Samstag.
Der Tag begann mit Gratulationen von allen Seiten, den Sanny hatte ja Geburtstag. Das Geschenk wollte Johanna erst später Sanny überreichen. Als erstes musste Alles für die kleine Feier vorbereitet werden. Jo hatte Sanny schon gewarnt, dass es nichts Großes oder Besonderes werde, doch Sanny war es egal. Sie meinte bloß, solange die Gesellschaft toll war, ist der Ort ihr schnuppe und die Gesellschaft fand sie mehr als toll. Am Nachmittag kam Mike. Wie versprochen beschäftigte er sich mit dem Grill, den er schon am Vorabend zu Jo gebracht hatte, sowie die restlichen benötigten Utensilien. Georg und Marcel schlossen sich ihm schnell an. Auch Michi, der kurz darauf eintraf gesellte sich sofort zu der Männergruppe. Laura kam etwas später und war wie immer stets in Johannas Nähe. Sandra und Nadine beschäftigten sich in der Küche mit den Essen und Sanny half ihnen mit. Ricarda half inzwischen Jo noch beim Einpacken des Geschenks, da Johann am Freitag keine Zeit mehr gefunden hatte dies zu erledigen.
Nachdem alles hergerichtet war, versammelten sich alle in Sandras Zimmer, welches das Größte war und als einziges einen Durchgang zum Garten hatte, wo sich der Grill befand. Nun war es an der Zeit dem Geburtstagskind die Geschenke zu überreichen. Jeder brachte etwas mit auch, wenn das meiste Süßigkeiten waren oder eine Geburtstagskarte mit einem Flauschigen Schlüsselanhänger. Sanny war trotzdem sehr gerührt, da im Grunde ihr Fremde Menschen plötzlich so nah waren. So was hatte sie noch nie In Berlin erlebt. Hier herrschte irgendwie eine ganz andere Atmosphäre. Jeder war nett, hilfsbereit und man fand immer ein Thema über was man reden konnte, auch wenn man die Person erst einen Tag kannte. Als letztes waren Jo und Mike an der Reihe. Mit einer kleinen Rede überreichte Johanna Sanny das Album und wartete ab. Das Geburtstagskind öffnete langsam und vorsichtig das Geschenkpapier. Mit strahlenden Augen betrachtete sie Das Cover, welches schön verziert war und in der Mitte mit kreativer Schrift ‚Alles Gute zum 18. Geburtstag Sanny’ geschrieben war. Sie blätterte einige Seite durch, las sich die Kommentare und betrachtete genau die Fotos. Jo hatte die Bilder nie gezählt aber sie schätzte, dass es bestimmt über 200 Stück waren. Manche entstanden vor etlichen Jahren, als Marcel, Georg, Sanny und Jo noch kleine Kinder waren. Mit Tränen in den Augen sah Sanny zu Jo hoch, stand auf und umarmte sie.
„Danke. Du bist echt die beste Freundin, die man je haben kann.“, flüsterte sie. In dem Moment fühlte sich Jo etwas Schuldig, denn noch vor einigen Monaten war sie sich sicher, dass sie in Berlin keine richtigen Freunde hatte, dass keiner sie gut kannte und auch Niemand sie wirklich vermissen würde, wenn sie endlich weg war. Nun wusste Johanna, dass sie sich in dem Punkt gewaltig geirrt hatte, denn genau jetzt standen drei wirklich wahre Freunde neben ihr im Raum, weit weg von Berlin und waren nur ihretwegen hierher gekommen.
„Da musst du aber auch Mike umarmen, denn er hat mir dabei geholfen.“, lächelte Jo. Sanny löste sich von Johanna, umarmte auch Mike und hauchte ihm ebenfalls ein Dankeschön ins Ohr.
Jo erklärte anschließend den weiteren Verlauf. Zuerst wollten sie in der WG etwas essen und eventuell noch eine andere Beschäftigung suchen und am Abend so gegen 22 Uhr war es Vorgesehen in die Stadt zu gehen um den Abend in einem Gasthaus oder einer Bar ausklingen zu lassen. Alle waren mit diesem Vorschlag einverstanden und machen sich rasch über das gegrillte Fleisch und die Würstchen her, die Mike erst vor wenigen Minuten auf den Tisch gestellt hatte und bereits für den Nachschub sorgte. Da Jo keine Hunger mehr hatte, gesellte sie sich zu ihm.
„Na, so ganz allein hier, Grillmeister?“, grinste Johanna und reichte Mike eine Flasche Bier.
„Na ja jemand muss ja schließlich die Meute im Haus versorgen.“, entgegnete er ebenfalls lächelnd. Nach einer kurzen Schweigepause setzte Mike das Gespräch fort.
„Kann ich dich mal was fragen?“
„Klar“
„Sanny ist doch hetero oder?“, fragte Mike und schielte kurz zum Geburtstagskind durch das Fenster.
„Ja ist sie“, lautete Jo´s Antwort.
„Hat sie einen Freund?“
„Nein, im Moment noch nicht.“
„Denkst du ich bin ihr Typ?“ mit einer hochgezogenen Augenbraue schaute Jo zu Mike rüber.
„Also das, mein Lieber, musst du schon allein raus finden.“, antwortete sie und ging mit Mike rein, da die nächste Portion Gegrilltes fertig war.
Nachdem alle pappsatt waren und es noch zu früh war um in die Stadt zu gehen, wurde das Gemeinschaftsspiel ‚Tabu’, welches Michi mitgebracht hatte, vorgeschlagen. Zuerst war Sanny skeptisch, denn an ihrem 18. Geburtstag ‚Tabu zu spielen kam ihr komisch vor, doch schnell wurde sie von Jo überzeugt. Als bereits schon nach einer kurzen Zeit dieses Spiel zu langweilig wurde, kam das bekannte Flaschendrehen dran. Überraschenderweise willigten alle ein. Inzwischen waren Bier und andere Alkoholische Getränke leer getrunken. Vielleicht erklärte ja dies die große Bereitschaft von Allen. Schnell wurde der Tisch, samt dem Essen wieder in die Küche befördert, damit im Zimmer genug Platz für einen Kreis war. Georg holte aus der Küche eine leere Flasche und setzte sich wieder in den Kreis. Vorab wurden die Regeln kurz erklärt. Jeder hatte zwei Joker, die er bei einer beliebigen Runde einlösen konnte, wenn er ein Frage oder eine Pflicht nicht beantworten beziehungsweise erfülle wollte. Ebenso war es Verboten zweimal hintereinander dasselbe zu wählen.
Georg drehte als erster und traf sofort auf Sanny. Sie wählte Wahrheit. Georg stellte seine Frage, die nicht besonders interessant war, da ihm im Moment nichts Besseres einfiel, bekam eine Antwort, die ebenso langweilig war und übergab die Flasche an Sandra. Es traf Mike. Er wählte Pflicht.
„Also Mike, du darfst 10 Liegestützen machen.“, verkündete sie. Mit einem Lächeln war er gerade dabei aufzustehen als Sanny noch was dazufügte.
„Und das Oben ohne.“ Mike erstarrte halb Aufrecht und schaute in die Runde. Fieses Grinsen erreichte ihn von jeder Seite. Langsam zog er sein Sweatshirt aus und ging in Stellung.
„Oh nein. Das hat mir noch gefehlt. Als ob es nicht reicht ihn jeden Tag z Hause halbnackt zu sehen“, flüsterte Laura Jo zu.
„Du musst ja nicht hinschauen. Richte deine Augen einfach auf mich. Da hast du mehr davon.“, lächelte Johanna.
„Nein leider nicht. Dein Bett ist ja heute Nacht besetzt.“
„Look, but don´t touch bebe!“
“Ach Schatzi. Kannst du denn nicht heute bei mir übernachten?“ hastig richtete Jo ihren Blick auf Laura.
„Wie stellst du dir das bitte vor? Soll ich etwa meine Gäste hier allein lassen, die eigentlich wegen mir hier sind und zu dir gehen?“ Laura senkte den Kopf. Der ernste Gesichtszug von Johanna und der schrille Ton sagten mehr als 1000 Worte, deshalb hielt sie es für das Beste zu schweigen.
Jo liebte Laura sehr, doch mit der Zeit wurde diese Liebe immer kleiner und kleiner. Einerseits lag es daran, dass Jo für Ricky auch Gefühle empfand und andererseits, weil Laura immer bei Johann sein wollte. Johanna hatte schon seit Wochen keinen Freiraum mehr. Egal wo sie war, schwirrte Laura in ihrer Nähe, egal wohin sie wollte, wollte Laura unbedingt mit. So hatte Jo es sich nicht vorgestellt.
Inzwischen war Jo selber an der Reihe und nahm Wahrheit. Georg stellte Jo die Frage.
„Wieso bist du lesbisch Jo?“
„Weil Frauen die absolut attraktivsten wesen der Welt sind.“
„Alle?“
„Nur ein Frage Georg. Das kannst du mich ja beim nächsten Mal fragen.“, antwortete Jo und drehte die Flasche. Es traf Ricky. Das sie bei Jo nichts Befürchten musste wählte sie Pflicht. Nach einem kurzen Überlegen verkündete Jo Ricarda die Aufgabe. Sie solle in die Küche gehen und ihr ein Sandwich machen. Sofort meldeten sich alle anderen auch und aus einem Sandwisch wurde ein ganzer Haufen.
Nach vielen weiteren Runden, als jeder schon mindestens fünfmal dran war, schaute Jo auf die Uhr, während Marcel die Flasche zum letzten mal drehte, teilte Johanna allen mit, dass sie nach dieser letzten Runde in die Stadt gehen würden. Die Flasche blieb bei Ricky stehen. Da alle ihre Joker bereits verbraucht waren und zuvor sie Pflicht hatte, musste sie sich unfreiwillig für ‚Wahrheit’ entscheiden. Marcel dachte kurz nach.
„Würdest du, wenn du eine Möglichkeit hättest mit einer Frau schlafen?“, fragte er schließlich. Ricky stockte der Atem. Genau die Frage, die sie am meisten fürchtete, musste ja drankommen. Panik herrschte in Ricardas Gedanken, als ihr eine Idee kam.
„Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich es jede Zeit tun.“, antwortete sie lässig und schielte dabei in eine bestimmte Richtung. Zu Jo. Während alle sich aufrichteten und langsam ihre Sachen anzogen machten sich einige Personen Gedanken über, das was Ricky gerade eben gesagt hatte. Michi war positiv überrascht, weil er das nie vermutet hätte. Jo war verwirrt und wusste nicht was sie von so einem nahe zu Geständnis halten sollte, schließlich war sie sich bis zu diesem Punkt sehr sicher, dass Ricky Augen nur für die Männerwelt hatte. Jetzt aber war die ganze Sicherheit mit einem Mal weg, genauso wie der Schutz, den sich Jo aufgebaut hatte mit der Begründung, dass Ricarda hetero war und nie für Jo mehr als eine Freundin sein könnte.
Laura dagegen, war alles Andere als Positiv von dieser Aussage überrascht. Bis jetzt sah sie nie eine Rivalin in Ricky, doch mit diesem eigentlich bedeutungslosen Satz änderte sich für Laura alles. Außerdem entging ihr nicht der Blick, mit dem Ricarda Jo anschaute als sie Marcel antwortete.
Ricky selbst war sehr zufrieden, denn nun war sie ein Stückchen näher ihrem Ziel namens Jo....



copyright © by AJ_Fox. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Weiter weiter weiter wei...!
Einfach schööööööööööön! Bitte schnell weiter schreiben. Die beiden sollen sich doch endlich bekommen... Du schreibst richtig toll. Mach weiter so!
Lg, de nici
Kampfratte-nici - 19.03.2008 11:02

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