von cimetta
p r o l o g
a u f
d a s
k o m m e n d e...
dieses unstillbare weite fing mich ein. diese landschaft der stille.
deine hände: hatte ich nicht gewusst, daß ich sie spüren wollte, wie sie gleiten, unendlich fliessen, fast zerstäuben - gleich einem luftigen hauch über der prärie meiner toten seele. hast du mich nicht küssen wollen in diesem unendlichen regen, und mir war der blick zurückgezwungen in die erinnerung eines anderen platzes voll dieser stille.
warten: das hatte ich damals gelernt.
meine lektion: zu gründlich gelernt.
warten auf die anfänge des herbstes, neben den rotschreienden blättern, glauben an die existenz der anderen. jetzt, wo kein warten von nöten wäre, greift ihr arm aus, aber meiner verlernte die klammerung und vertauschte die gier mit mauern.
komm her, ja du, was ich fordere, von dir, der welt?
nichts!
du, komm her, sieh mich an! wartend!
siehst du, wie sie ritten? hast du sie gehört, diese blutroten schreie bis in den staub. sie kamen, hörst du es nicht, mein leid?
schau in den abgetrennten leichenrumpf! wir lieben, sangen sie, unsere feinde nie, und steckten sich die roten rümpfe auf pfähle vor das haus. gier trieb die unendlichen unter ihnen zum mittelpunkt eines jeden langen lebens. mein tod begann. das gekrieche in den gliedern, wartete in den steifen knochen, auf den plätzen hier in den grossen städten oder dort auf der ebene jedes seins.
verfolge mich jetzt nicht! lass das tote ruhen. die toten kennen den schmerz nicht, sie sind mittelpunkt ihrer langen leben. selbstlos ausgeschieden, abwartend und harrend der dinge, die da kommen werden - meinst du? sprich kein wort mit ihnen, lass sie ruhen!!!
diese gesellschaft verbietet dir das leise sterben. in den weissen häusern der kranken, durch den schwarzen gang in den keller abgeschoben, sie lieben es nicht. damals starb ich den üblichen tod einer liebe: heirat, zehrende zeremonie eines hysterisch langsamen todes vom ich zum du. wart auf die letzten spatzen nicht, warte nicht!
sie frassen die krümel, die ich von mir übriglassen wollte. wart auf die spatzen nicht!
was hält mich ab zu leben?
der herbst kennt die spiele von rot bis grau. farbe hat der november-nebel, um die gestalt zu verhüllen. mein gestell gleicht dem, der wehenden vogelscheuchen vor meinen brennenden augen. sie schmerzen, wollen wirklich schmerzen: der fluss in die ebene gebreitet, liegt trocken. es zerfliesst vor mir das wartende land und meine arme bleiben verschränkt (drei der stäbe des tarot).
stör das bild!
brich den zauber!
schneid die dornen!
copyright © by
cimetta. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.