von miezekatzen
Mir zitterten die Knie vor lauter Angst vor den Mädels und mir war übel. Normalerweise war ich nicht schüchtern, aber irgendwie hatten mich die Mädels doch etwas irritiert. Von meinen Kollegen wusste ich, dass sie etwas neidisch auf uns waren, jedoch nicht warum. Ich kannte einige nur vom Sehen, hatte aber noch kein Wort mit ihnen gesprochen. Auf gar keinen Fall hatte ich Lust auf Geläster oder andere dumme Anspielungen. So lief ich hinter die Verkaufsstelle und rief erstmal ein lautes freundliches „Hallo“ in die Runde. Weiß auch nicht was ich mir dabei dachte …Nichts, keine Antwort. Ich glaube, man hätte ne Stecknadel fallen hören können…Also ging ich ein paar Schritte weiter und fragte gleich mal laut die Erste, eine junge Frau im Alter von geschätzt 27 Jahren mit einer blonden Wuschelmähne, ob sie denn Frau K. sei. In der Hoffnung, alle drei Mädels hätten die Frage gehört, schaute ich sie „erwartungsschwanger“ an. Sie sagte kein Wort und zeigte hinter sich, und so lief ich weiter und dachte, wie freundlich ich doch eben begrüßt worden bin…Die Nächste. Oh Gott …die sieht ja noch „freundlicher“ aus…Wieder eine Blondine, mit laaangen glatten Haaren… Wo bin ich denn jetzt gelandet, dachte ich. (Oder hatte ich das ausgesprochen?) Hoppla… Am liebsten wäre ich auf der Stelle umgedreht. Sie (wer hätte es gedacht) „antwortete“ wieder auf die gleiche Art. Ich fragte mich nun schon wirklich, ob das mit dem Verkauf eine gute Idee gewesen sei… und ging schweren Herzens weiter. Als ich aufschaute, sah ich plötzlich sie…
Sie war nicht wie die anderen. Kurze, schwarze Haare mit einem lila gefärbten Streifen quer über den Kopf. Wahnsinnige Augen… so hellblau, leuchtend. Piercings, über dem rechten Auge, an den Ohren und zwei schräg rechts an ihrer Unterlippe. Sie war wie alle anderen schwarz gekleidet, jedoch keine engen Klamotten. Sie hatte ein weites T-Shirt an, was jedoch nicht verdecken konnte, das sie schmal und zierlich war. Ihre Hose, eine Sporthose, saß locker auf ihren Hüften, ein Hosenbein hatte sie lässig nach oben gezogen. Ich schaute sie an… sie lächelte mir (im Gegensatz zu ihren Kolleginnen) zu und streckte mir ihre Hand entgegen.
„Hi, ich bin Katrin“. Irgendwie schämte ich mich. Wieso musste ich vorhin auch so laut fragen, wer denn Frau K. sei. So dumm… Die hier sah nicht so aus als würde sie besonders Wert darauf legen, mit ihrem Nachnamen angesprochen zu werden. Er hätte mir doch auch sagen können, wie sie mit dem Vornamen hieß. Ich hätte auch nie und nimmer mit „dieser Art von Frau“ gerechnet. Von Erzählungen meiner Nachbarin wussten wir bereits, dass im Kino u.a. viele Homosexuelle arbeiteten.
Da stand ich nun… so sah also eine „richtige“ Lesbe aus. (Für alle die diesen Satz jetzt falsch verstehen könnten… bitte nichts denken. Ich war schließlich ein Küken vom Lande, Lesben bzw. Schwule sah man nicht mal einfach so in der Stadt oder in einer Bar um die Ecke). „Hallo,… ich bin Melanie“ brachte ich nur raus. Sie faszinierte mich. Sie hatte etwas an sich. Katrin war total lieb, ruhig und erklärte mir alles. Ich beobachtete sie. Sie war trotz ihrem ausgeflippten Aussehen und ihrer tollen Ausstrahlung ruhig und zurückhaltend. Sie grinste mich nur immer wieder kurz lieb an und beantwortete mir meine Fragen. „Irgendwie komisch“ dachte ich, wieso ist sie denn so zurückhaltend?
Immer wieder versuchte ich die angespannte Situation auf meine Art zu lockern (wenn auch nicht jedesmal voll beabsichtigt) und stellte ihr glaube ich zwanzig Mal dieselben Fragen, fragte, wie denn nun die Tastatur (auf der alle Produkte von Popcorn, über Schokolade bis zu den Getränken notiert standen) zu bedienen sei. (ja, ich weiß, seltsamere Fragen konnte ich wirklich nicht stellen). Ich konnte nicht anders und musste sie immer wieder ansehen. Ein wahnsinnig hübsches Mädchen hatte ich da vor mir. Betont lässig und einfach nur cool. Ich fragte sie, wie lange sie schon hier arbeite, wo sie herkommt usw. Ich wollte soviel wie möglich über sie wissen. Jedoch redete sie nicht viel mit mir, war nach meinem Geschmack zu ruhig… Irgendwas stimmte nicht.
Die Nachmittagsvorstellung fing an und ich verkaufte mit Ach und Krach in der ersten Runde. Da ich diese blöde Tastatur mit den vielen Produkten noch nicht auswendig konnte (schließlich besitze ich auch kein fotografisches Gedächtnis), passierte es, dass ich gewisse Dinge einfach nicht fand. Eine Frau mit ca. sechs Kindern im Anhang (alle im Alter von ca. fünf bis sieben) war einer meiner ersten Kunden. Toll dachte ich, „wird man denn hier überhaupt nicht verschont?“ Die Frau versuchte die Kleinen zu beruhigen, was ihr natürlich nicht gelang. „Wer will jetzt was haben?“ fragte sie die Rotzlöffel. Oh nö, dachte ich. Wenn die jetzt alle gleichzeitig anfangen zu reden, dann brauch ich bestimmt bis heute Abend… super…. Ich stand da und hatte einfach nur Angst… Es bildete sich allmählich eine Schlange…Die Frau fing genervt an, mit mir zu kommunizieren. Super, dachte ich. Auch das noch. Während ihrer Bestellung wurde sie unzählbar oft von den Kindern verbessert, hunderte Mal wurde reingeredet und umbestellt. Zudem kam auch noch meine Unbeholfenheit „Hmm“ wo war das Eis nochmal?! Und das Wasser? …. Popcorn klein, mittel oder groß? Welche Getränke? Mist, soviele Tasten…Keinen Überblick mehr… Ich finde sie nicht. Wie peinlich…
Die Schlange wurde länger und länger. Mir blieb nichts anderes mehr übrig…. .“Einen Moment“ sagte ich zu der Frau Ich drehte mich kurzerhand um und stand vor Katrin. Sie selbst verkaufte gerade… Wie soll ich sie denn nur fragen, dachte ich. Sie wird mich für völlig plemplem halten… Na ja, durch meine Nervosität und Zögerung wurde die Schlange an meiner Kasse auch nicht kürzer und kurzerhand stupfte ich Katrin kurz an. „Ja?“ Ich grinste verlegen „Duu, ähm, wo ist nochmal die Chipsrolle Paprika? Ich finde sie einfach nicht mehr auf der Tastatur…“ Ein Stein fiel mir vom Herzen, denn sie lächelte mich an, kam mit an meine Kasse (ließ ihre Kunden kurz stehen!!) und erklärte mir alles was ich brauchte. „Danke“ rief ich ihr hinterher als sie sich umdrehte und wieder an ihre Kasse verschwand – (natürlich nicht für lange Zeit…). Nach ca. 1 Stunde voller Verzweiflung, in der ich sie ca. weitere zehn Male belästigen musste, war die erste Runde geschafft. Ich atmete tief durch. Katrin nahm alles locker und lächelte auch viel mehr. Entweder machte sie sich über mich lustig und amüsierte sich köstlich über mich oder es war ein nettes, herzliches Lächeln. Konnte ich noch nicht deuten. Nun ging es ans Auffüllen. Sie füllte Popcorn in die Tüten und stellte sie in den Wärmeschrank, ich musste die Nachos auffüllen. Als sie fertig war, sagte sie mir, ich könne jetzt ruhig eine Pause machen. Ich sah zur Pausenecke, in der sich bereits alle Mitarbeiter versammelt hatten. Also gut… keine Melinda…Und auch keine Daniela… Dafür lauter neugierige Augen der anderen. „Ich fülle noch etwas auf und komm dann“ war meine kurze Antwort. Katrin schaute mich etwas fragend an( schließlich war Pause und der Schrank war einigermaßen gefüllt) und ging dann zu den anderen. Ich wurde nervös, denn ich kannte ja kaum jemanden. Sollte ich mich wirklich auch dort hin begeben und mich anstarren und ausquetschen lassen? Ich musste nicht lange entscheiden: Nö, ohne mich!
Nach einer ganzen Weile (die Pause war 1 Stunde), musste ich wohl oder übel doch zu ihnen. Vergeblich hatte ich auf Melinda gewartet. Katrin kam in der Zwischenzeit vorbei und machte mich darauf aufmerksam, dass ich jetzt wirklich aufhören könne. (Ich hatte den Schrank in der Zwischenzeit überfüllt, ich glaube der Vorrat hat meinen Kollegen noch zwei Tage danach gereicht). Gut, auf in den Kampf, dachte ich. Ich schnappte mir einen Hocker in der Gruppe und setzte mich. Ich hatte mich bisher nur mit Katrin etwas unterhalten, doch die stand jetzt hinter einer Kollegin vom Chefbüro und massierte sie. „Und“ fragte die Kollegin Katrin, „wie geht’s deiner Frau?“ Wenn ich heute darüber nachdenke, hat mich das damals schon irgendwie gestört. Ich wusste bloß nicht warum. Es war nur ein komisches Gefühl der… ja, der Eifersucht!
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miezekatzen. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.