"Wenn ich auch so wär" (8)

von miezekatzen


Die Tage konnten einfach nicht schneller verstreichen, mir kamen sie wie eine Ewigkeit vor.
Dann endlich der ersehnte Freitag und dieses Kribbeln in meinem Bauch hatte seinen Höhepunkt erreicht… dachte ich zumindest! Meinem besten Freund Markus hatte ich versprochen, seinen Jack Russel Neo für einen Tag zu mir zu nehmen, da er mit seinen Semesterprüfungen beschäftigt war. Das war klasse, denn sollte es Katrin und mir aus irgendeinem Grund an Gesprächsstoff mangeln, konnte uns der süße Hund gewiss ablenken. So war zumindest der Plan. Nachmittags packte meine Schwester ihre Tasche und wir konnten los. Wie gerne hätte ich auf der Fahrt mit ihr über meine Gefühle zu Katrin gequatscht… aber leider war ich noch zu ängstlich und verunsichert.

In Stuttgart angekommen, lieferte ich Melinda zuhause ab und da noch Zeit war ging ich mit Neo spazieren und dachte über das kommende Wochenende nach. Diese Frau hatte mir völlig den Kopf verdreht. Bestand wirklich eine Chance mit uns beiden? Wenn, dann würde ich es gewiss die nächsten drei Tage erfahren. Seit dem ich sie kennengelernt hatte, waren erst 3 Monate vergangen, aber in der Zwischenzeit war soviel passiert, ich hatte mich so verändert. Mir kam diese Zeitspanne auch soviel länger vor. Während dieser Phase hatte ich mir Kopfzerbrechen darüber bereitet ob ich lesbisch bin oder nicht… Wieso ich nicht schon früher darauf gekommen war… Tja, es musste wohl so sein, denn noch nie zuvor hatte ich solche Gefühle zu irgendeinem Menschen gehegt, ich sehnte mich nach ihr. Wichtig waren nur noch die kommenden Tage.

Zwei Stunden später fuhr ich dann auch schon nervös zum Kino.
Ich sah sie schon von weitem mit einem Arbeitskollegen am Eingang stehen und mein Herz schlug wie wild. Es war soweit, wie sehr hatte ich mich auf diesen Augenblick gefreut… ich kann es nicht beschreiben. Hastig stieg ich aus dem Auto, machte auf dem Rücksitz für ihre Tasche Platz und stand dann zappelig draußen. Mittlerweile hatte Katrin mich auch entdeckt und kam strahlend auf mich zu. „Hey!“ rief sie mir entgegen und umarmte mich. „Hallo!“ stammelte ich, „wie geht`s Dir denn? Alles klar?“ „ Aber natürlich, freue mich wahnsinnig aufs boarden!“ Sie sah ins Auto und war total verzückt:
„Wer ist denn das?“ „Das ist Neo, er hat schon viel von Dir gehört und hat beschlossen mit hierher zu fahren, um Dich zu holen“ antwortete ich grinsend und sah nur in diese wundervollen blauen Augen die im Licht der Straßenlaternen leuchteten. „Oh Gott, ist der süß!“ sagte sie und begrüßte den Kleinen schon beim Einsteigen ausgiebig.

Die Fahrt zurück verlief dann leider etwas ruhiger wie ich mir erhofft hatte… aber das war ja zu erwarten gewesen! Diesmal waren Melinda und Daniela eben nicht dabei und konnten somit auch nicht die Stimmung entkrampfen. Katrin und ich unterhielten uns zwar locker, aber es lag etwas in der Luft. Da ich sowieso total nervös war, hielt ich mehr meinen Mund, da ich Angst hatte, mich wie immer in ihrer Gegenwart zu verhaspeln…ich genoss einfach nur diese Zweisamkeit. Sie an meiner Seite, wir waren alleine! Zum ersten Mal. Ich glaube, ich hätte ewig mit ihr so dahin fahren können. Verstohlen warf ich ihr immer wieder Blicke zu.

Irgendwie verstrichen die zwei Stunden dann auch wie im Flug und wir kamen bald zuhause bei meinen Eltern an. Etwas an ihrem Verhalten machte mich stutzig, denn sie stieg nur zögerlich aus dem Auto. „Meine Mutter ist da und freut sich schon, Dich kennenzulernen!“ sagte ich und versuchte sie etwas zu beruhigen. Ich konnte mir nicht vorstellen, woran es sonst gelegen hätte. Ich werde nie vergessen, wie sie dann zur Tür reinkam… meine Mutter machte ihren Job wirklich bestens, als hätte sie Katrins Nervosität gerochen. Die Süße konnte nicht einmal ihre Tasche abstellen, schon stürmte Mama (an mir vorbei!!!) auf sie zu und umarmte sie herzlich… das tat sie schon immer bei unseren Freunden, jedoch war Katrin die Erste aus Stuttgart, die wir bzw. ich mit nach Hause brachten. „Hallo Katrin!“ sagte sie entzückt, ich habe schon soviel von meinen Mädels über Dich gehört! Endlich lernen wir uns mal kennen!“ sagte sie. Ich sah Katrin an… ihre Wangen waren etwas errötet, jedoch war ihre Anspannung wie weggeblasen. Sie lächelte erleichtert und Mama ließ sie dann auch „ankommen“, d.h. sie durfte dann auch ihre Tasche abstellen und ihre Jacke ausziehen. „Und, was habt ihr heute Abend noch vor?“ fragte sie uns, während sie für Katrin! etwas zu essen vorbereitete…
Hmm… ich hatte eigentlich nach der ganzen Fahrerei keine Lust etwas zu unternehmen. Ich wollte natürlich mit ihr alleine sein!“Keine Ahnung, haben noch nichts geplant“ antwortete ich meiner Mutter und sah zu Katrin. „Hast noch Lust auszugehen?“ Katrin sah zwar etwas müde aus, jedoch antwortete sie: „Warum nicht?“ und so rief ich meine Cousine an um zu fragen, was sie denn vor hatte, da sie am Wochenende immer irgendetwas unternahm. Wie erwartet, wollte sie noch zum tanzen und so verabredeten wir uns ca. eine Stunde später bei ihr zu Hause. „Aber heute nicht zu lange“ rief uns meine Mutter noch entgegen, „dachte ihr seid morgen den ganzen Tag in den Bergen…

Nun ja… grins… wir waren die komplette Nacht bis früh am nächsten morgen auf den Beinen! Es war ein schöner Abend, wir hatten viel getanzt und uns richtig amüsiert. Natürlich konnte ich Katrin so auch nicht wirklich näher kommen, wir waren eine etwas größere Gruppe und es wäre seltsam gewesen, mich mit ihr abzusetzen. So wartete ich ab, tanzte immer wieder in ihrer Nähe und mit ihr und genoss es wahnsinnig sie bei mir zu haben. Gegen halb sechs Uhr morgens machten wir uns auf den Rückweg zu Daniela, da wir noch Vorbereitungen auf den heutigen Tag treffen mussten… Vesper richten, Klamotten zusammen packen etc.
Ja… und plötzlich kam ganz unerwartet eine Situation, die ich bis heute nicht vergessen werde.