von miezekatzen
Wir standen zu dritt in der Küche und Daniela holte aus jeder Ecke Unmengen an Essen, damit wir uns Brote und Getränke richten konnten. Ich saß auf der Küchentheke gegenüber und beobachtete sie (noch etwas benommen von Müdigkeit und Alkohol), während ich immer wieder zu einer Schüssel mit Weintrauben griff. Katrin lehnte sich zwischen meinen Beinen an die Theke und so beschloss ich ihr auch eine Traube anzubieten. Doch anstatt nach den Trauben in meiner Hand zu greifen, grinste sie mich frech an und öffnete ihren Mund etwas. Ok… sie wollte gefüttert werden… das machte mich unheimlich an. Diese Frau machte mich wahnsinnig, hatte ich das schon erwähnt? Zitternd gab ich ihr eine Traube und sie drehte sich wieder zufrieden um. Sie lehnte sich noch intensiver an mich und ich konnte nicht anders… ich musste sie berühren. Wie konnte ich das bloß bewerkstelligen… Na ja, meine Cousine und sie umarmten sich ständig, wieso sollte es bei uns anders sein bzw. anders wirken? Und so umarmte ich sie zärtlich. Sie nahm meine Arme und drückte mich ebenfalls. Mein Herz schlug wieder schneller und ich konnte nur schwer atmen. Bekam sie meine Nervosität denn nicht mit? Diese Berührungen machten mich verrückt, es war ein so unbeschreiblich schönes Gefühl. Fühlte sie vielleicht doch mehr als sie es sich anmerken ließ?
„Na ihr seit mir ja eine große Hilfe!“ Daniela stand mit verschränkten Armen vor uns und war so gar nicht amüsiert. Frech grinsend sahen wir sie an und antworteten fast gleichzeitig „ Du machst das doch super! Du brauchst uns doch gar nicht!“ …
Katrin stand zum ersten Mal auf einem Snowboard und hatte sichtlich Mühe damit. Sie versuchte es immer wieder sehr tapfer, jedoch ließen sich regelmäßige Stürze nicht vermeiden. Sie war so unglaublich süß, oftmals konnte ich meinen Blick nicht von ihr wenden. Leider hatte ich wieder mal keine Gelegenheit um alleine in ihrer Nähe zu sein. Meine Cousine als Perfektionistin musste Katrin ständig erklären, wie sie am effektivsten auf ihrem Board stehen bzw. fahren könne. Sie konnte ja auch nicht ahnen, dass ich am liebsten mit ihr alleine gewesen wäre. Und so verstrich der Tag langsam und ich hatte wieder kaum eine Chance ihr Nahe zu kommen.
Gegen Ende beschlossen die anderen die Talabfahrt zu nehmen und da Katrin so unglaublich erledigt war, bot ich ihr an, gemeinsam mit einer Gondel zurückzufahren.
Sie war in meiner Nähe so verdammt ruhig und zurückhaltend. Kaum auszuhalten war das.
Wie sollte ich mich denn auch verhalten? Ich war bis über beide Ohren in sie verliebt, wollte sie ständig berühren, sie in den Arm nehmen. „ Hast Du heute wirklich gut gemacht“ sagte ich ihr auf dem Weg nach unten. „Schließlich war es das erste Mal“. „Danke, war verdammt anstrengend. Ich spüre plötzlich Muskeln, von denen ich gar nichts wusste!“ Wir mussten beide lachen."Eigentlich brauche ich dringend eine Massage" fügte sie hinzu. Erstaunt über mich selbst nutzte ich die Situation und antwortete prompt:" Ok, das kann ich ja später übernehmen". Ja, das hatte ich wirklich gerade gesagt. Am liebsten wäre ich im wahrsten Sinne des Wortes im Boden versunken (was voraussichtlich ziemlich übel mich ausgegangen wäre, da wir uns noch immer in der Gondel befanden) Doch Katrin lächelte zufrieden vor sich hin und meinte nur: "Das hast Du gesagt!"
Abends wieder zuhause angekommen, waren wir total erschöpft. Mit Mühe und Not schleppten wir uns die letzten Treppenstufen hinauf und mussten uns erstmal setzen. Wir hatten die vergangene Nacht komplett durchgemacht, waren den ganzen Tag auf unseren Boards unterwegs und einfach nur verdammt müde. Leider war kein Ende in Sicht, da wir mit meinen Eltern und einigen Freunden zum Bowling verabredet waren.
Meine Mutter meinte nur „ Selbst Schuld!“ und grinste zufrieden vor sich hin. Ich wollte endlich mit Katrin alleine sein, aber es ergab sich einfach keine Gelegenheit. Ich sah auf die Uhr und schnell kam mir eine Idee. Meine Eltern standen schon in den Startlöchern, denn die Bahn war auf 21 Uhr reserviert. „Wartet nicht auf uns, wir müssen uns noch duschen und umziehen. Sobald wir fertig sind, kommen wir dann nach, ist das in Ordnung?“ fragte ich in die Runde. Sie waren Gott sei Dank einverstanden und verabschiedeten sich gleich.
JA!!! Mein Herz schlug bis zum Hals als Tür die geschlossen wurde. Kaum zu glauben, aber wir waren endlich alleine. „Möchtest Du zuerst ins Badezimmer oder soll ich?“ fragte ich meine Süße.
„Geh Du… ich warte“ grinste sie mir zu und so ging ich zuerst duschen. In meinem Kopf machten sich tausend Gedanken breit. Wie gerne hätte ich sie bei mir gehabt, ja, auch unter der Dusche und in meiner Nähe. Ich zitterte und mir war dermaßen übel. Den ganzen Tag über hatte ich nichts gegessen, na ja, wie denn auch. Ich hätte definitiv keinen Bissen runter bekommen, jeder der schon mal verliebt war, kennt dieses Gefühl.
Nachdem auch sie fertig war, stand ich noch vor dem Spiegel, um etwas Farbe ins Gesicht zu bekommen (auf Deutsch: schminken).
Plötzlich stand sie direkt hinter mir und musterte mich im Spiegel.
NIMM MICH DOCH EINFACH IN DEINE ARME! Ich hätte schreien können. Da stand sie nun, ein paar Zentimeter hinter mir. Doch es passierte einfach nichts. Enttäuscht ging ich ins Wohnzimmer und wollte mich für wenige Minuten auf dem Sofa ausruhen.
Kurze Zeit später kam auch Katrin und legte sich auf das andere Sofa. Wie konnte ich bloß ein Gespräch anfangen? Ich wollte auf gar keinen Fall offensichtlich den ersten Schritt machen, schließlich hätte ich ja ins Fettnäpfchen treten können…. Neee, das ging auf gar keinen Fall. Ich durfte die ganze Sache nicht zu ersichtlich beginnen. Letztendlich hatte ich keinen blassen Schimmer, ob sie etwas für mich empfand.
Mir kam eine Idee. „Duu, sag mal, darf ich Dich etwas fragen?“ Etwas verdutzt antwortete sie mir: „ Klar doch, immer“. „War das schon immer so bei Dir? Ich meine hast Du schon immer auf Frauen gestanden?“ Grinsend sah sie zu mir. „ Na ja, es gab schon früh Anzeichen dafür, das ich lesbisch bin, gemerkt habe ich es aber doch relativ spät. Ich war damals in meine beste Freundin verliebt…“ Sie erzählte mir die Kurzversion. Gespannt hörte ihr zu. Wenigstens konnte ich sie jetzt mal aus einem bestimmten Grund anstarren. „Wieso fragst Du?“ Sie riss mich aus meinen Gedanken…
„Ich habe es auch schon mal mit einer Frau ausprobiert. Genauer gesagt mit meiner Freundin. Aber das war nichts für mich.“
Ok, wenn ihr das jetzt liest, werdet ihr mich überhaupt nicht verstehen. Vermutlich denkt ihr, dass ich total eine an der Klatsche habe, ihr so etwas Dummes als Antwort zu geben. Schließlich schoss ich mir gerade symbolisch ein Eigentor. Das habe ich mir keine Sekunde später auch gedacht.
Aber irgendwie musste ich doch eine Reaktion aus dieser Frau kitzeln. Ich dachte, wenn ich nur irgendwas in ihrem Gesicht lesen könnte. Enttäuschung, Interesse oder sonstiges. Doch in diesem Moment hatte ich für mich richtig entschieden, denn Katrin zeigte ÜBERHAUPT KEINE Reaktion!!! Nichts! Kann man das glauben? Für mich war die Sache gegessen. Ich sah weg und war verdammt enttäuscht.
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miezekatzen. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.