schwarzes grab

von Kiyova


nacht, alles liegt im dunkeln, einzig der mond beleuchtet die uralten gräber. an diesen ort kommt niemand freiwillig, einzig ein alter mann, der die gräber regelmässig vom unkraut befreit und für ordnung sorgt, jedoch auch nur bei tageslicht. an den gräbern soll es spuken, man munkelt, geister würden jedem, der sie in ihrem schlaf stört, das glück und die lebensfreude stehlen um ihre gier zu stillen. nicht nur kleine kinder glauben diese gerüchte. die gräber könnten die nacht alleine verbringen, wäre da nicht eine einzige gestalt, die sich nicht um das gerücht schert. jede nacht erscheint sie um mitternacht, setzt sich zu einem unbeschrifteten schwarzen grabstein und zündet eine rote kerze an. dunkelrot mit schwarzen symbolen. sie spricht jede nacht um mitternacht mit ihrer freundin. ganz alleine sitzt sie da und erzählt ihr von ihrem tag, erzählt von den lehrern, redet über die aufgaben, tratscht mit ihr über die klasse. manchmal bringt sie ihr etwas mit, eine blume, die sie an sie hat denken lassen, ein bild, das sie noch nicht kennt, eine zeichnung. doch jedes mal legt sie ihr ein herz hin, jeden tag, seit drei monaten nun schon. sie fährt ihr durch die haare, schaut sie einfach nur schweigend an. ab und zu bringt sie musik mit, ihre freundin tanzt gerne. sie bringt ihr immer ein anderes lied mit, sie tanzen gemeinsam im kerzenlicht. am wochenende oder an besonderen tagen gibt es sogar wein. meistens weisswein, sie mag ihn so gerne, ihre freundin trinkt ihn vor allem weil sie ihn mag. sie liegen nebeneinander im gras, seit ein paar tagen nun im schnee und schauen sich die sterne an. sie suchen sich ihre eigenen sternbilder, erzählen sich geschichten, reden über die gemeinsame zukunft. schon lange ist klar, was aus ihen wird. seit 3 monaten nun schon ist sie sich ganz sicher. deswegen besucht sie jede nacht den schwarzen stein. nur im bei ihr zu sein. die zukunft wird gemeinsam gelebt. das bündnis ein fester plan, nur noch eine frage der zeit. der schnee färbt sich nächtlich rot, es sind nur einige tropfen, sie fallen dem alten mann niemals auf.
seit der schneefall zugenommen hat, schichtet sie die schneemassen wie eine mauer rund um sich und den stein auf. jede nacht schlüpft sie in ihren schwarzen umhang, tappt durch den schnee zu ihrem stein, kraxelt über die schneewand und nimmt ihre freundin in den arm.
freudentränen laufen, sie haben sich so vermisst. sie kuscheln sich eng aneinander, schlafen vor dem stein gemeinsam ein. die letzte nacht. die ewigkeit, für beide...


Leiche einer Frau gefunden

Die Leiche einer jungen Frau wurde auf dem alten Friedhof gefunden. Der Schnee hatte den Körper gut konserviert. Noch ist unklar, was die Frau an diesem Ort gemacht hat. Fundgegenstände wie eine Kerze, verschiedene Herzen und Zeichnungen sollen der Auflösung beitragen. Die junge Frau lag vor einem unbenutzten, schwarzen Grabstein. Die Körperhaltung deutet daraufhin, dass sie friedlich eingeschlafen ist...

für alle, die den sinn dieser geschichte oder was überhaupt passiert ist immer noch nicht verstehen hier ein kommentar der verfasserindiese junge frau hat niemals jemanden da getroffen. ihre freundin ist spurlos verschwunden, sie konnte das nicht verarbeiten und hat sich zusammenfantasiert, dass sie gestorben ist. das wiederum konnte sie auch nicht hinnehmen, ist jeden tag an einen unbenutzten grabstein gegangen und hat ihre freundin da seelisch getroffen. seelisch, nie wirklich.
sie ist im schnee erfroren... ist mir ihrer freundin sozusagen also eingeschlafen... endlich im frieden...