von Nanaschatz96
Wir machten uns auf den Weg nach oben in ihr Zimmer,wie selbstverständlich nahm sie mich an die Hand und führte mich hoch.
Oben angekommen, schmiss sie mir ein altes, weites Shirt und eine kurze Stoffhose entgegen und ich zog mich vor ihr um. Wie erstarrt stand Anna vor mir einfach nur da und schaute mir zu. Ihre Augen folgten jedem meiner Bewegungen und blieben anschließend auf meinen Lippen stehen. Ich lächelte sie an und fragte sie, ob sie sich nicht auch umziehen wollte. Ich schien sie aus ihren Gedanken zu reißen und völlig verwirrt nickte sie nur und suchte auch für sich passende Schlafsachen aus ihrem Schrank.Schüchtern zog auch sie sich vor mir um. Ich hatte mich bereits auf die immer noch bezogene Schlafcouch gelegt und es mir bequem gemacht, als Anna mit langsamen Schritten auf mich zu kam. Ihr Blick war starr auf mich gerichtet und ihr Gesicht war ausdruckslos, strahlte aber eine gewisse Attraktivität aus.
Sie kniete sich vor mir auf den Boden und stützte sich mit ihren Händen auf der Couch ab.
„Ich hab da eine frage..ich hoffe das kommt jetzt nicht falsch bei dir an oder so und ich weiß auch nicht ob es richtig ist, aber ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber..“, sagte Anna stotternd, kleinlaut und mit gesenktem Blick.
„Klar frag ruhig, du weißt doch, du kannst mich alles fragen was du willst“, antwortete ich und lächelte sie an.
„Naja...ich weiß es kommt nach all dem was heute war echt komisch und ach ich weiß auch nicht aber..würdest du heute vielleicht mit mir auf meinem Bett schlafen. Also ich mein...nebeneinander..jeder auf seiner Seite mit eigener Bettwäsche...
ich glaub ich würde besser schlafen, wenn du bei mir wärst. Irgendwie..ich weiß nicht hat mich das vorhin total mitgenommen und versteh das jetzt nicht falsch, du bist kein Lückenfüller oder so , auf keinen Fall nur..“,stotterte Anna bis ich sie unterbracht.
„Hey,es ist alles gut, klar ist doch kein Problem, kann ich voll verstehen. Ich komm mit rüber, kein Ding.“
ich sah die Erleichterung in ihren Augen und wieder dieses Funkeln. Lächelnd nahm ich meine Bettwäsche in die Hand und Anna an meine andere und wir gingen gemeinsam zu ihrem großen Bett. Ich schmiss mich auf meine Bettseite, ich fühlte mich wie zuhause. Was einerseits daran lag, dass ich genau das selbe Bett hatte wie Anna und bei dem Gedanken musste ich lachen und anderseits, weil Anna sich so um mich kümmerte und wir uns einfach blendend verstanden. Ich hatte das Gefühl ihr mein Leben vor die Füße legen zu können, ohne das sie mich für irgendwas verurteilen würde.
„Was ist so lustig?“, wollte Anna wissen und legte sich lächelnd neben mich.
„Ich hab nur nachgedacht“, antwortete ich lächelnd.
„Und worüber?“
„Ist egal, komm wir schlafen jetzt, normale Menschen stehen gleich zum Frühstück auf und wir gehen erst schlafen. Das ist doch verrückt haha“, lachte ich.
„Nein, erst möchte ich wissen worüber du nachgedacht hast. Bitte bitte, biiiteeee“, bettelte Anna und sah mich mit großen Augen und betteltem Blick an.
„Ich hab mich gewundert, warum ich mich hier so wohl fühle. So wie zuhause, noch besser. Und das obwohl wir uns ja kaum kennen, sagte ich und lächelte sie an.
„Echt? Du fühlst dich hier wirklich wohl? Warum denn das, ich mein bis jetzt ist doch nix tolles passiert weshalb man sich hier wohlfühlen könnte“, sagte Anna verwundert.
„Ja wirklich. Und klar es sind jetzt nicht die perfekten Voraussetzungen um sich kennen zu lernen wie man es normalerweise tut, aber es ist immerhin nicht langweilig und die Hauptsache ist doch, dass du da bist und jetzt Ruhe ist, oder?“
„Wenn du das so sagst hehe, das freut mich und ja du hast recht, Hauptsache wir haben uns“, antwortete Anna, doch ich hatte keine Kraft mehr zu antworten. Ich war einfach zu müde und schlief ein. Ich spürte noch, wie Anna kichernd meinen Kopf streichelte und bis runter zu meiner Hand glitt. Dort hielt sie mich fest, drückte meine Hand und hielt sie die ganze Nacht über fest.
In dieser Nacht, oder eher gesagt an diesem Morgen träumte ich verwirrt, durcheinander und wie in Puzzleteile, erst zusammengesetzt ergaben sie einen Sinn.
Ich hatte das Gefühl kaum geschlafen zu haben als ich langsam aber mit einem dicken Schädel aufwachte. Alles tat mir weh und ich fühlte mich alles andere als gut. Als ich meine Augen nach einigen Minuten endlich öffnen konnte, sah ich Anna wieder an mich gekuschelt neben mir liegen. Ich musste lächeln und mit einem mal war das unwohle Gefühl von eben weg. Ich befreite mich diesmal nicht sofort aus ihren Armen, sondern genoss es einfach da zu liegen. Mit ihr. So gut hatte ich mich lange nicht gefühlt.
Was war nur los mit mir? Warum konnte ich nicht aufhören an sie zu denken? So etwas hatte ich noch nie Gefühlt. Noch nie war mir jemand nach so kurzer Zeit so wichtig geworden und noch nie hätte ich alles für jemanden getan, für sie allerdings hätte ich mein Leben gegeben, um sie zu beschützen, all ihre Sorgen zu nehmen und ich würde einfach alles tun, damit sie glücklich ist. Ich konnte es gar nicht beschreiben. In diesem Augenblick erschrak ich. War ich gerade etwa dabei, mich in ein Mädchen zu verlieben?Doch wie konnte das sein? Ich war doch nicht Lesbisch..Nein das konnte nicht sein. Ich hatte schon die ein oder andere Beziehung mit einem Jungen. Gut diese sind nicht immer gut ausgegangen. Ganz im Gegeneil, ich konnte nicht sagen, dass ich je ein schönes Beziehungsende erlebt hatte. Doch deshalb gleich Lesbisch werden? Dieser Gedanke machte mir Angst. Nicht davor, dass ich tatsächlich dabei war mich in eine Frau zu verlieben, denn das geschah ja gerade und es fühlte sich alles andere als falsch an. Es war das wunderbarste Gefühl was ich je hatte und ich konnte es kaum in Worte fassen. Ich hatte eher Angst davor, was meine Freunde und meine Familie dazu sagen würden. Oh Gott, meine Familie würde mich umbringe. Sie würden mich enterben, mich aus ihrem Haus und Leben streichen. Ich könnte mir eine neue Familie suchen. Keine Frage, es würde ein Skandal werden und vermutlich würde es niemand verstehen, geschweige denn hinter mir stehen. Ich würde alles verlieren, doch irgendwie war mir das egal.Ich konnte jeden Menschen in meinem Umfeld verlieren, solange sie an meiner Seite war. Denn Jeden Verlust könnte ich ertragen, nur ihren nicht.
Ich war noch völlig in Gedanken versunken, als Anna aufwachte.In meinen Armen. So wunderschön, ich könnte mich wirklich daran gewöhnen.
Als sie ihre wunderschönen blau-grünen Augen öffnete und direkt in meine sah, wunderte sie sich und schaute sich hektisch um. Ich musste lachen und als sie merkte, dass es mir nichts ausmachte, ließ sie sich zurück in meinen angewinkelten Arm fallen und lachte mit.
„Guten Morgen wäre glaub ich etwas zu spät oder? Wie Spät ist es?“, wollte Anna wissen.
„Ich hab noch nicht auf die Uhr geschaut, warte mal“, ich griff nach meinem Handy, welches auf dem Nachttisch neben mir lag und als ich auf die Uhr blickte, blieb mir fast der Atem stehen. „Wir haben gleich 21Uhr..!“
„Waaaas?! So spät schon? Ohman, dann ist der Tag ja gleich wieder vorbei“, sagte Anna mindestens genauso erschrocken wie ich, über die Tatsache, dass wir den ganzen Tag verschlafen hatten.
„Das ist echt mies..so lange hab ich noch nie geschlafen“, lachte ich.
„Bist du denn schon lange wach? Ich hoffe nicht, du hättest mich auch ruhig wecken können. Ohman ich bin die schlechteste Gastgeberin die es gibt“, sagte Anna frustriert.
„Es geht, ich hab ja nicht auf die Uhr geguckt, aber ist doch nicht schlimm. Du hast noch so schön, ruhig geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken, vor allem nach dem langen Abend gestern“, antwortete ich und schaute sie lächelnd an.
„Haha okay, hast du mich etwa beobachtet? Oh nein wie peinlich ist das denn!“, sagte Anna beschämt und musste nun auch lachen.
„Nein hab ich nicht haha, aber ich dachte, ein bisschen mehr Schlaf kann ja nicht schaden.“
„Ist echt lieb von dir, danke. Sag mal hast du Hunger? Wir haben ja gestern nur Chips und ein paar Pizzastücke gegessen..“, sagte Anna.
Ich musste zugeben das ich tatsächlich Hunger und einen höllischen Durst hatte. Also nickte ich nur.
Wir gingen runter in die Küche, immer noch waren Annas Eltern nicht zuhause, doch das war vielleicht auch ganz gut so. Wer weiß, was Annas Mutter ihr wieder an den Kopf geworfen hätte, wenn sie uns wieder zusammen sehen würde.
Ich wusste zwar, dass Anna sich schon lange aus dem, was ihre Eltern und besonders ihre Mutter sagte, nichts mehr machte, doch spurlos an ihr vorbei ging es auch nicht. Ist ja auch kein Wunder, wenn man jeden Tag gesagt bekommt, dass man ja nicht normal ist und die eigene Mutter einem sagt, dass sie eine Schlampe sei..da ist echt alles andere als leicht, dies nicht an sich ran zu lassen.
Anna machte uns super leckere Sandwiches und einen starken Kaffee. Außerdem legte sie, ohne das ich etwas derartiges sagte für jeden eine Kopfschmerztablette und ein großes Glas Wasser bereit.
„Oh man..du kannst Gedanken lesen oder?, lachte ich und steckte mir die Tablette sofort in den Mund und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter.
„Und wie geht’s dir? Also abgesehen von deinen Kopfschmerzen?“, lachte Anna und schluckte nun auch ihre Tablette mit einem großen Schluck Wasser runter.
„Ganz gut, ich hab zwar lange nicht mehr so viel getrunken, aber alles in allem ganz gut. Und dir? Ich mein...nach all dem was gestern passiert ist..sorry ich weiß nicht, ob es richtig ist, es nochmal anzusprechen?“, fragte ich und nahm einen großen Bissen von meinem Sandwich.
Anna schwieg. Ich sah ihr an, dass es ihr alles andere als gut ging, also fragte ich nicht weiter nach.
Wir aßen beide unser Sandwich auf und machten uns anschließend daran, dass Haus so gut es ging aufzuräumen. Überall lagen leere Bier- und Vodkaflaschen. Pappbecher und Teller mit Pizzaresten drauf. Um es kurz zu fassen, es war ein einziger Saustall, also so wie man es sich vorstellt, wie es nach einer Hausparty mit mehr als 50 Personen aussieht....
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Nanaschatz96. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.