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Orientierungslos gefunden

von Stooo


Orientierungslos gefunden

Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich muss Obacht geben, als ich mit meinem Fahrrad an den vielen, wuselnden Menschen vorbei fahre. Sie kommen frisch aus dem Winterschlaf, so scheint es mir. Die Überfahrt der Brücke. Ich reduziere mein Tempo und genieße den Blick über das erklarte, sanft schäumende Wasser und die Enten, die auf ihm treiben als wären sie schwerelos. Für einen Moment versinke ich in diesem Ausblick, verliere mich im Augenblick. Starre. Dann kommt mir mein eigentliches Vorhaben wieder in den Sinn. Um der Langeweile zu entgehen entschied ich mich für einen Kinobesuch. Schon erreiche ich den Kassenbereich, über dem etliche Filmtitel auf mich einprasseln, wie der weiche, lauwarme Sommerregen. Große Auswahl. Meine Entscheidung ergibt sich aus dem Wunsch, meinem Lieblingskinosaal und dem beinahe nur mir zugeschriebenen bequemen Sitzplatz wieder einmal die Ehre zu erweisen und der Tatsache, dass eben der Film, der in diesem Saal läuft, eine Geschichte über eine besondere Zweisamkeit erzählen möchte, die mich zwar wieder daran erinnern wird, dass ich wohl bis ans Ende meiner Tage ungeliebt bleiben werde, dennoch mich für die Filmdauer in diese fremde Welt versetzt und ich mich an dem Glück anderer erfreue. So was wie Glück soll es ja geben, habe bereits davon gehört.

Curtains up.

Wie zwei Mädchen von nebenan erscheinen die beiden Hauptdarstellerinnen auf zehn mal vier Metern. Äußerlich wirken sie zunächst sehr unterschiedlich. Schwarz. Weiß. Hätten diese beiden im realen Leben auch aufeinander treffen können? Schon nach den ersten Minuten wird klar, wie besonders ihr Verhältnis ist, dass sie ähnlich denken und handeln in Bezug auf ihren Umgang miteinander. Vertraut, offen, umsichtig. Nicht zusammen zu fassen als ein Ganzes, weil eigene Persönlichkeiten, sondern sich ergänzend in vielerlei Hinsichten. Überlegen macht überlegen. Sie bringen sich zusammen weiter, bauen sich etwas auf. Philosophischen Denkweisen und Denkausschreitungen sowie dem gemeinsamen Erlesen eines Buches können sie viel abgewinnen. Nun unter Einnahme eines Grünen Tees den weiteren Tagensablauf besprechend… In der Kenntnis ihrer Möglichkeiten und der Spontaneität, die ihnen Wege zum Neuen, Spannenden eröffnet, fällt der Beschluss, einen Tag sich auf der Shoppingmeile zu verbringen. Ihre Begeisterungsfähigkeit lässt sie sich auf nie Dagewesenes einlassen, wie auch ihre freizeitliche Abwechslungsbereitschaft und die vorhandene Unternehmenslust. Schließlich geschafft durch den Schnee tapsend können sie trotzdem die Schönheit der Natur schätzen. Wie auf so vielen ihrer langen Spaziergänge. All dies ist gewinnbringend und ihnen wird des Öfteren in plötzlichen Wunderanfällen das Dasein ihrer schönen Verbindung klar, dessen Existenz sie aufgrund der Unkenntnis vorher höchstens bezweifelt, wenn nicht sogar komplett infrage gestellt hatten. Nie erahnte Offenheit lässt zusammen mit dem wachsenden Selbstbewusstsein und anderen Teilaspekten Meinungsverschiedenheiten in ausführlichen, den anderen Standpunkt nachvollziehenden Gesprächen klären. Schwarz? Weiß? Nicht nur. Grautöne sind erkennbar, deuten auf die Vielseitigkeit des zusammen neu Erschaffenen hin. Dies wissen sie zu schätzen. Soeben erreichen sie Home, sweet Home. Das Mädchen, eher hell und im HipHop-Stil gekleidet, beginnt die Gedanken und Erlebnisse des Tages auf sehr anschauliche Art und Weise in das gemeinsame Büchlein zu schreiben, skizzieren. Dann erweitert das andere Mädchen, das sich dunkel und punkig kleidet, die Aufzeichnungen kreativ und es erreicht die beiden, wie so oft, eine plötzliche Idee: Warum nicht mal die Klamotten tauschen oder die Stile vermischen? Sie zeichnen mit der Videokamera auf, wie sie sich gegenseitig umstylen und in die Rolle der anderen schlüpfen. Festhalterinnen, so so. Das Produkt: Ein amüsantes Kurzfilmchen. Zwei sind nie zu wenig, keiner zu viel und das gegenteilige Spiegelbild des Falschen, also genau richtig, eben komplett. Sie machen sich nicht abhängig, freuen sich aufeinander. Häufig teilen sie sich Sichtweisen, fügen Meinungen hinzu und sind sich grundlegend einig. Ihr ungehemmtes Lachen wirkt als Therapie gegen den hartnäckigen, realen Pessimismus.
Situationen gewinnen sie Gutes sowie Erlernbares ab.
Wirklich reichen kann kein Wortlaut, um das Besondere, das diese beiden Mädchen verbindet, zu beschreiben. Der Mond erstrahlt in einer sichelrunden Form über den beiden, als sie sich für diesen Tag voneinander verabschieden.

Curtains close.

Ich gehe aus dem Kinosaal, in dem zum Abspann noch der Gesang einer Berliner Frauenband läuft. Ganz weit weg erscheint er mir. Ich stolpere über eine leer getrunkene, liegen gelassene Colaflasche und bin sofort wieder zurück in der Realität. Die Verbundenheit, der beiden Mädchen hat mich fasziniert. Mein Fahrrad bringt mich voran durch die noch immer frühlingsdurchstrahlte Welt und ich frage mich, ob die Jahreszeiten, die bekanntlich jedes Jahr wiederkehren, eher Tristesse und stupide Langeweile in mir auslösen oder doch eher Freude über das Wiedersehen und Wiederfühlen der Zeitspannen mit den verschiedensten Wetter-Sorten. Ganz klar: Ich erfreue mich an der Gegenwärtigkeit der Jahreszeiten, sehe Chancen. Neues ermöglicht die Menschen, Neues zu tun. Wirklich neu sind die Jahreszeiten nicht, dennoch sehe ich einen Anfang im Frühling.

Gefühle? Glück? Schon möglich, dass es so etwas für mich auch gibt. Zu Hause angekommen wechsle ich die Klamotten, bringe Ordnung in meine zerzausten Haare und mache mich auf den Weg.



copyright © by Stooo. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


hey bea
ich bin wirklich beeindruckt..sehr gut geschrieben
hoffe die gelegenheit mal zu bekommen,d en film anzuschauen?

gruß jenny
kruemli - 16.03.2006 21:03
hi Bea
kania - 16.03.2006 17:26
es ist eher ein theaterstück
WhineRedRaven - 16.03.2006 11:27
klar gibt es den film
MalinaInTrinity - 15.03.2006 23:20
klar gibt es den film
MalinaInTrinity - 15.03.2006 23:18
Frage von einem Filmfreak:
Animula - 15.03.2006 20:33

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