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Gedichte » Detail

schlafendes Deutschland

von ViolettSigns


Michel, oh Michel,
sieh dich mal an!
Als Kind standest du
mit dem Rücken zur Wand
und heute stellst du dich mutig
immernoch hinten ran.

Du streifst durch die Felder
goldgelbes Weißenland.
Feuerrot verglüht die Sonne
am flimmernden Horizont.
Tiefschwarzer Himmel, erhellt
durch glimmende Funken
die schwere Nacht.

Sie sagte: "Du schläfst, ein und aus."
Sie sagte: "Du schläfst, du Deutschland!"

Du wolltest nie glauben,
dass alles vergeht;
dass die bleierne Hoffnung
den Menschen belebt,
dass die singende Freiheit
tonlos bitter weint.

Was nützen die Schwüre
auf Glauben und Blut?
Werden niemals geächtet,
weil keiner weiß was er tut.
Selbst die treulosesten Worte
gaben den wimmernden Narren mut.

Sie sagte: "Du schläfst, tief und fest."
Sie sagte: "Du schläfst, du Deutschland!"

Bewegende Zeiten
mit tränenleerem Sud
aus Asche und Trümmern
steigt leise ein blasser Sturmmut
um die Träume zu entfesseln
vom verstümmelten Gedankengut.

Verfallene Entrüstung,
vorwurfsvoller Neid
vergessene Blicke,
von denen niemand mehr weiß.
Halbverbrannte Hände
suchen nüchtern an dir halt.

Sie sagte: "Du schläfst, immer noch."
Sie sagte: "Du schläfst, du Deutschland!"

Du öffnest die Augen
schaust in dich hinein
all deine Freuden
empfinden werdendes Leid
sie falten die Hände
beten und profezeihn.

Ruhlose Liebe gibt es fast nicht
du zerbrichst dich selber,
siehst du das nicht?
Und sie fragte dich heiser:
Wann fängst du an, dir zu verzeihn?

Sie sagte: "Du schläfst, süß und lang."
Sie sagte: "Du schläfst, du Deutschland!"



copyright © by ViolettSigns. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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