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Internalisierte Homophobie - wie seid ihr drü

25.09.2013 00:12

HiddenNickname

Liebe Leserinnen,
nach einem laaaangen inneren Kampf und einer Aneinanderreihung von destruktiven Verleugnungsversuchen unterschiedlicher Art, bin ich nun zumindest schonmal soweit, dass ich die Tür zu meinem closet aufgestoßen hab. Für Selbstfindung bzw. die Beantwortung der hier so häufig gestellten Frage "bin ich lesbisch (oder nicht)", brauche ich keine Hilfe, da sich mein lesbisches Ich mittlerweile derart penetrant in den Vordergrund gedrängelt hat, dass ich es auch mit aller Kraft nicht mehr ignorieren könnte.

Nun stehe ich also mit 22 Jahren da, lese jedes Buch, dass mir zum Thema Coming-Out/Homosexualität in die Finger kommt, und stelle dabei völlig entsetzt fest, dass meine jahrelange Gefangenschaft wohl primär auf meine eigene, verinnerlichte Homophobie zurückzuführen ist. Das ist für mich persönlich erstmal ein Riesenschock und bringt mein Selbstverständnis weit empfindlicher ins Wanken als der Gedanke an ein offen lesbisches Leben, weil ich mich immer für aufgeschlossen und links gehalten habe, lange Zeit sogar als Bi geoutet war und immer geglaubt habe, ich wäre die Letzte, die sich nicht trauen könnte zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen und ggf. auch mit sich daraus ergebenden Schmähungen fertig zu werden. Obwohl ich all die Jahre, seit der Grundschule(!), ausschließlich physische Nähe zu Frauen ersehnt und deren Gunst auf unterschiedlichste Art zu erwerben gesucht habe, hat mich die Resignation im Alter von 16 Jahren in die Arme eines guten Freundes, eines weiteren guten Freundes ... usw. getrieben und trotz allen Ekels und Widerwillens habe ich im Bett immer alles mitgemacht und hatte nach ein paar Jahren sogar das Gefühl richtig gut in dieser Heterosache zu sein. Die psychischen Kosten waren aber jedes mal verheerend und ich hatte das Gefühl mich in all den Jahren Stück für Stück verloren zu haben. Außerdem hab ich inzwischen ein ernsthaft gestörtes Verhältnis zu beiden Geschlechtern, insbesondere aber zu Männern.

Nun hab ich das zwar hinter mir, eine neue Welt liegt vor mir und ich bin im Großen und Ganzen auch guter Hoffnung, dass ich meinen Weg in ein süßeres Leben finden werde - allerdings glaube ich, dass ich diese latente Homophobietendenz, die ich anscheinend in mir trage, irgendwie aufarbeiten muss. Deswegen im Rahmen dessen meine Frage an euch, insbesondere an die anderen Late-Bloomers:

Habt ihr euch selbst schonmal damit befasst, was für einen Einfluss euer (u.U. negatives) Bild von anderen, sichtbaren Lesben auf eure bewusste oder unbewusste Entscheidung zur Unterdrückung eurer sexuellen Orientierung hatte?
Wenn nein, was würdet ihr jetzt spontan zu so einer Auslegung eures Verhaltens sagen? Weist ihr das energisch von euch, weil es nicht zu eurem Selbstverständnis passt (zu meinem passt es eben auch nicht)? Oder ist es euch bewusst und findet ihr es vielleicht sogar vertretbar? War es für euch eher die Angst davor, so zu werden, wie "die anderen Lesben", also Angst vor Identitätsverlust, oder doch am ehesten nur die Bedrohung des heterosexuellen Lebensentwurfs mit Mann und Kindern, die euch abgeschreckt hat?

Liebe Grüße

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