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von Witch75
Das hier und jetzt
18.45 Uhr
Der Bildschirm beleuchtet das Zimmer nur schwach, die Zigarette verglüht im Aschenbecher und ich weiß nicht wie ich schreiben kann was ich schreiben will.
Das hier und jetzt. Ja, das hier und jetzt. Was ist jetzt eigentlich ?
19.06 Uhr
Fest steht ich bin in einer Sackgasse und weiß noch nicht wie ich da wieder herauskommen soll.
“Mit dem Teufel war sie soweit gegangen wie ein menschliches Wesen gehen kann, es ist der letzte Punkt bis hin der Verstand funktioniert. Nun muß er zurückgelassen werden.”
Nun, könnte sein, hab` ich vielleicht schon getan!
Vielleicht begründet das meine momentane Situation ?!
19.15 Uhr
Ich kam hierher, weil ich geliebt habe. Zu sehr geliebt !
Ich kam hierher weil ich mich bestraft habe für diese Liebe, weil ich mich nicht genug geliebt habe um stark zu bleiben.
Ich kam hierher weil das kleine Mädchen in mir sich selbst nicht leiden kann und Angst bekam.
Ich kam hierher weil ich nicht mehr in der Lage war mich Menschen zu öffnen, nicht mehr locker sein konnte, mich nicht integrieren konnte, in eine Gruppe die mir viel zu wichtig war.
Ich kam hierher weil meine Leidenschaft so stark ist, das das kleine Kind die Hexe nur unterdrücken aber nicht wirklich kontrollieren konnte.
Ich kam hierher weil die Hexe hier drin freigelassen werden will.
Ich kam hierher weil mein Ego diese Erniedrigungen nicht mehr aushielt und sich unangemessen “Nahrung” verschaffte.
Ich kam hierher weil so viele Energien in mir kämpfen, das ich es nicht mehr aushielt.
Ich kam hierher weil ich nicht mehr schlafen konnte.
Ich kam hierher weil ich durchgedreht bin.
Ich kam hierher weil ich nicht mehr denken konnte.
Ich kam hierher weil ich nichts mehr fühlen konnte.
Ich kam hierher weil ich nicht mehr sicher war ob ich nun verrückt bin oder nicht.
Ich kam hierher weil meine Seele krank ist.
19.32 Uhr
Ich bin jetzt der Wochen krankgeschrieben. Ich war 6Tage in der Psychiatrie. 3 Tage geschlossen, 3 Tage offen.
Auch ne` Erfahrung, wenn auch eine auf die ich hätte verzichten können.
Es war nicht wirklich schlimm. Die Tabletten haben mich beruhigt. Ein lange vermisstes Gefühl der Ruhe. Ich habe gut geschlafen. Eine Wohltat, aber irgendwie ist es schon sehr seltsam jedes Mal eine Schwester bemühen zu müssen wenn man eine rauchen möchte, da Feuerzeuge und die meisten anderen Dinge dort untersagt sind. Auch sich Tabletten abholen und im beisein der Schwester einnehmen zu müssen ist nicht wirklich aufbauend.
Sie haben einige Untersuchungen mit mir gemacht, die Ergebnisse liegen bis heute nicht vor.
Meine Leidensgenossen waren manchmal schon erschreckend auch wenn die meisten einen eher gesunden Eindruck machten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht was eigentlich schockierender war.
19.45 Uhr
Im Moment gehe ich in eine Tagesklinik. Jeden Tag von 8 - 16 Uhr.
Ich nehme immer noch Tabletten. Wie gesagt, meine Diagnose lässt auf sich warten, bis heute habe ich 6 verschiedenen Psychiatern erzählt in wiefern es mir schlecht geht, alles sehr nette Vertreter ihres Fachs, aber mir hätte einer gereicht.
Im Moment geht es mir ganz gut, mal abgesehen von diesen Anfällen exzessiver Traurigkeit in denen mich nur mein Glaube an einen tieferen Sinn am Leben erhält.
19.55 Uhr
Im Moment weiß ich nicht wie es weitergehen soll.
Im Moment weiß ich nicht was ich will.
Im Moment fühle ich nicht viel.
Im Moment bin ich einfach nur leer.
Im Moment bin ich wütend und Traurig.
Wütend auf meine schwäche,
Traurig über all die Fehler,
Angeekelt von meiner Unfähigkeit mir selbst zu helfen
Angeekelt von dem Mitleid das mir entgegen gebracht wird
Angeekelt von meiner Abhängigkeit
Ängstlich weil ich das Vertauen in mich verloren habe
Verzweifelt weil ich mich nicht mehr auf mich verlassen kann.
20.08 Uhr
“Ich lasse los und sterbe um neu geboren zu werden”
Okay, ich bin bereit .
Es ist Zeit meinen Weg neu zu gehen. Es ist Zeit für die hundert achtzig Grad Wende.
Es ist nicht das erste mal.
Aber es ist das erste mal das ich diesen Weg nicht allein finde.
Hoffentlich passiert es bald
Hoffentlich wache ich bald auf und wundere mich nur noch darüber wo ich war, was ich gedacht, geglaubt und gefühlt habe
Hoffentlich stehe ich bald auf und lebe einfach wieder neu
Hoffentlich schließen die Hexe und die Kleine bald Frieden
Hoffentlich bin ich bald wieder frei
Hoffentlich kann ich mich bald wieder in den Arm nehmen.
copyright © by
Witch75. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
Leere
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Schätzen wir uns glücklich unsere Gefühle ergründen zu wollen, so traurig es sein mag. Ich bin lieber halbtot, leer, traurig und einsam als in einer scheinwelt zu leben und mir selbst etwas vorzumachen. Mit dieser Leere weiss ich zumindest woran ich bin.Rein, ehrlich. Das ist die Leere.
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