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Es ist immer nur Sie (3)

von meeeeow-


Als ich aufwachte, lag ich im Bett. Ein weißes Einzelbett. Es piepte regelmäßig, ich öffnete die Augen, aber alles war verschwommen. Als sich meine Augen an das Licht und Alles gewöhnt hatten, war ich enttäuscht. Alles war nur ein Traum, aber wie kam ich hierher? Was hatte gestimmt, was war wahr und was erträumt? Ich schaute mich um. Der Stuhl neben meinem Bett war leer. Ich wartete eine Weile. Eine lange Weile. Eine halbe Ewigkeit. So hatte es sich jedenfalls angefühlt. Die Türklinke neigte sich herunter und die Tür ging auf. Ich schaute gar nicht erst hin, denn Enttäuschung und Traurigkeit umhüllten mich. „Du bist ja schon wach.“ hörte ich eine vertraute Stimme flüstern. Als mir klar wurde, wem diese Stimme gehörte, war ich verdutzt. Ich starrte geradeaus, traute mich nicht sie anzuschauen. Was weiß sie? Was ist wahr? Um das herauszufinden gab es eine einfache Lösung. „Was ist passiert?“ fragte ich ins Leere. „Kannst du dich an nichts mehr erinnern?“ ein Schwall der Hoffnung überkam mich. „Sag mir, was passiert ist.“ forderte ich sie mit Absicht in der ersten Person Singular auf, was ihr sichtlich unangenehm war. Daraufhin räuspert sie sich: „Nun ja..“ Sie schaute nachdenklich aus dem Fenster. „hm?“ stoß ich hervor, um sie daran zu erinnern, dass sie mir noch antworten musste. Nachdem sie mich noch einmal eindringlich und nachdenklich ansah, sagte sie: „Als ich in den Deutschraum kam, saßt du auf deinem Platz, ich ging herum zu dir und wir hatten kurz geredet, oder ich hatte es eher versucht. Du bist aufgestanden und umgekippt, warst bewusstlos, daraufhin hatte ich dich ins Krankenhaus gebracht“ Sie sah nervös aus. Ob das die Wahrheit ist? Tausende Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Hab ich sie noch umarmt? Weiß sie wie ich fühle? Hab ich ihr den Brief gegeben? Sagt sie die Wahrheit? Vergeblich. Ich musste sie für mich behalten. „Und wieso sind sie noch hier und nicht in der Schule?“ die entscheidende Frage, die Antwort zählt. „Ich muss warten bis deine Eltern hier sind, solange habe ich die Aufsichtspflicht.“ sagte sie gefühlskalt und abweisend. Mein Herz tat weh. „Ich möchte, dass Sie aus diesem Zimmer gehen.“ sagte ich kalt. Sie schaute mich an. Ich schaute verachtend zurück. Sie ging. Was ist nur mit mir los? Ich sah sie an diesem Tag nicht noch einmal.

Nachdem ich mich ein Wochenende lang erholt hatte, ging ich Montag wie gewohnt zur Schule. Erste Stunde Deutsch. Ein riesiges Hindernis für mich. Sie ignorierte mich, nahm mich nicht einmal dran. Sah mich nie an, ermahnte mich oft ohne Grund. Der restliche Tag verlief wie gewohnt. Als ich alleine durch das Gebäude ging, weil ich auf dem Weg zum Bahnhof war, lief sie mir über den Weg. Sie sah mich an. In ihren Augen waren Gefühle zu sehen, die ich nicht beschreiben kann. Ich sah in ihre Augen, welche jede Art ihres Glanzes verloren hatten. Sie blieb kurz stehen. Überlegte und lief zu Boden blickend an mir vorbei. In ihren Augen leuchtete etwas Tränen ähnliches. Ich dachte noch den gesamten restlichen Tag an sie, wie immer. Zuhause angekommen ging ich duschen und sofort in mein Bett. Am nächsten Morgen lief ich gut gelaunt mit meinem Freunden nach der Essenspause in den Deutschraum. Ich versuchte sie zu ignorieren. Die Stunde über war ich relativ laut. Mit anderen Sachen beschäftigt, kümmerte ich mich bewusst weder um den Deutschunterricht, noch um sie. Ich wurde mehrmals ernsthaft ermahnt, aber ignorierte es. Ich spielte gute Laune. Alle merkten es, nur ich nicht. Ich übertrieb. Als es zur Pause klingelte, packte ich meine Sachen ein. Als ich gerade aus den Raum gehen wollte, rief sie meinen Namen auf und sagte, dass sie mit mir reden wollte. Genervt und gereizt ging ich schlürfend zurück zum Lehrertisch. Ich rief meinen Freunden noch zu, dass sie vor gehen sollten. Und zum ersten mal an diesem Tag sah ich sie an. Sie sah ausgelaugt, erschöpft, sauer, verachtend und zugleich doch liebevoll aus. Paradox? - und wie. Sie sah mich an. Als ich sah wie alt sie wirkte, bekam ich angst. Ist es meine Schuld, dass sie so ausgelaugt is? Ich wartete. Meine Gefühle überkamen mich und ich fing an mich in meinen Gedanken zu verlieren. Ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken, vergeblich. Ich schaute zu ihr auf „Was wollen Sie?“ flüsterte ich. Als sie mich daraufhin in den Arm nahm, war ich verblüffter denn je. Ich drückte sie weg. Schaute sie an. „WAS WOLLEN SIE?“ schrie ich schon fast. Mir war klar, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. „Wie geht es dir?“ War das ihr ernst? Hat sie mich gerade ernsthaft gefragt wie es mir geht? Ich konnte einfach nicht anders, ich musste meine Wut irgendwie herauslassen. Die Wut, die ich schon wochenlang in mir trug. Sie brodelte auf. Ich muss mich zusammenreißen. Und doch fühlte ich, dass sie mich verstand. Wie das auch immer gehen sollte, wenn ich mich selbst noch nicht einmal verstand. Ich sah sie an. Ich spürte es wieder. Diese unglaubliche Liebe und dieses Wohlgefühl. Diese Geborgenheit. Langsam näherte ich mich ihrem wunderschönen Körper. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und strich ihr die Haarsträhne beiseite, die ihr vor den Augen hing. Als sie zusammenzuckte hatte ich Angst vor mir selbst. Wir sahen uns an und es überkam mich. Die gesamte Wut, welche bis eben noch in mir brodelte wandelte sich wieder in Liebe um. Ich streckte mich zu ihr hoch, sah sie an. Als sie nicht zurückwich, küsste ich sie. Aber dieses Gefühl, welches ich dabei verspürte war vertraut. Das habe ich schon getan. Es war kein Traum. Sie erwiderte den Kuss. Es war wahr. Ich wich zurück. „Sie wussten es also doch.“ sagte ich enttäuscht. „Ja.“ hauchte sie. „Wieso haben sie es mir nicht erzählt?“ fragte ich wie in einem Kreuzverhör. „Ich wollte nicht, dass du dir deine Zukunft verspielst. Außerdem habe ich selbst eine Familie, die ich liebe...“ Ich hatte aufgehört ihr zuzuhören. Sie redete und redete aber ich hörte nichts. Ich sah sie an. Ich ging an sie heran und küsste sie erneut. Leidenschaftlicher als je zuvor. Meine Hände streichelten ihren Rücken. Glitten immer auf und ab, hoch zur Schulter und wieder herunter zur Hüfte. Sie löste sich aus meinem Griff und flüsterte: „Hör bitte auf.“ „aber ich liebe Sie.“ flüsterte ich schon fast flehend. „Ich weiß.“ antwortete sie. Woraufhin ein erneuter seelischer Schlag in meine Magengrube folgte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich handelte so wie ich es immer tat, wenn es mir zu nah ging. Immer, wenn es mir zu viel wurde. Ich wurde verachtend, gleichgültig und ignorierte jede Art von Gefühlen. „Wieso wollten Sie, dass ich zu Ihnen komme?“ fragte ich wie verwandelt. „Ich weiß es nicht, du veränderst dich so.“ flüsterte sie kleinlaut. „So etwas geschieht in der Pubertät nun einmal. Das ist ganz normal. Das müssten Sie eigentlich wissen, denn immerhin haben Sie auf Lehramt studiert und somit auch Psychologie und den ganzen Schrott. Aber Na ja, Sie werden wohl langsam etwas alt, da vergisst man so etwas schon mal, hm?“ Scheiße bin ich gleichgültig. Scheiße, scheiße, scheiße! Zum ersten Mal sah ich in ihren Augen ein Glänzen. Nicht die Art von Glänzen, die mir sonst Kraft gab. Nein. Verletzlichkeit. Sie war verdutzt und verletzt. Ich ging, bevor ich mich hätte entschuldigen oder sie noch etwas hätte sagen können. Mir war alles egal. Ich ging einfach nach hause, obwohl ich noch 2 Stunden gehabt hätte. Als ich dort angekommen war, schmiss ich mich in mein Bett, vergrub mein Kopf im Kissen und heulte unermesslich. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, ging ich duschen. Ich schrieb meiner besten Freundin eine SMS. "Ich bin schon zuhause. Mir ging es nicht so gut. Ich ruf dich später an. Bis Bald." Keine Antwort. Vielleicht war ihr Akku leer. Heute ist Dienstag. Ich geh morgen nicht zur Schule, beschloss ich. Ich geh feiern.


Feedback? Ich hoffe es ist nicht allzu verwirrend oder widersprüchlich. Die Geschichte ist schon etwas älter. Kapitel 4 folgt. (:



copyright © by meeeeow-. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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