von freshkiss
Maskerade
Mir kommt es so vor, als würde man täglich hundert-tausenden Masken begegnen.
Masken, die nett und freundlich einen anlächeln, aber die in Wirklichkeit nurdazu dienen, die Leere zu verbergen, welche sich dahinter versteckt.
Darum wohl auch meine Angst, dass ich unter all diesen leeren Masken, diewahren, menschlichen Gesichter übersehe. Gesichter, die weinen, aber vor allemauch lächeln können...
Oh ja, ich gehe einmal wieder meiner lieblings Beschäftigung nach! In der Uni,in irgend so einem überfüllten Raum zu sitzen und so zu tun, als würde ichgeschäftig zu hören und wäre nicht zu letzt voll und ganz bei der Sache! InWirklichkeit aber, blicke ich gelangweilt in die große Masse von Studenten, wokeiner alleine als Individuum hervorzustechen scheint.
Alles ist eins! Eineundefinierbare Masse, bestehend aus aufgestützten Köpfen, gekrümmten Oberkörpernund nervösen Händen. Ja, nach einer Woche der puren Langeweile, kannte ich wohlschon so ziemlich jedes Gesicht, was auf dem Kampus zu existieren schien. Nenntmich ruhig eingebildet, aber mir kam es schon in dieser kurzen Zeit so vor, alswäre kaum jemand auch nur interessant genug um mit ihm eine lapidareKonservation zu führen! Und ich selbst lasse mir nur ungern ein Gesprächaufzwängen. Ich bleibe da lieber Einzelgänger... keine Probleme, keine Sorgenund vor allem, Niemand der einen das Leben schwer macht!(...)
Doch plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen...oh ja, wenn ich eineSache nicht leiden kann, dann das! Wer auch immer jetzt zu spät zu dieserVorlesung kam und mit vollem schwung die Tür aufgerissen hat, wird sich wohlsicher sein müssen, mich ab jetzt als seinen Feind zu haben! Seinen persönlichenErzfeind!
Genervt und kampfeslustig werfe ich einen Blick auf das arme Würmchen, welche esgeschafft hat sich in weniger als 3 sec. sein ganzes Leben zu versauen. Doch wasich da sehe, lässt mich gedanklich verstummen. Und das! das hat bis jetzt nochnichts und niemand geschafft!
Mit kessem Blick steht da ein kleines, schmales Persönchen, welches sich ineiner gerade zu herausfordernden Körperhaltung zu presentieren scheint. Und dannder absolute ober Hammer! Das braunhaarige Ding kennt doch tatsächlich keinenSkrupel und setzt sich ohne größeren Aufhebens neben mich! Neben mich!
Sicherlich, das ist der einzigste freie Platz noch hier, aber bestimmt 15lebende Objekte haben es vorgezogen sich lieber auf die Stufen zu quetschen, alssich neben meine Wenigkeit zu plazieren. Versteht das mal einer? (Und damitmeine ich nicht etwa die 15 Wesen auf den heiligen Stufen, sondern diesesseltsame Exemplar von Skrupellosigkeit neben mir!)
Was mich nun allerdings wirklich aus allen Wolken fallen ließ, war das breiteGrinsen, welches sie auflegte, als sie mich (wohl gemerkt, schon neben mirsitzend!) fragte, ob denn noch der Platz frei wäre. Oh ja, my dear...noch! Aberglaub mir, der wird auch ziemlich schnell wieder frei werden!
Sie aber lächelt mich nur an und meint wohl soetwas wie, dass sie das nichtverstehen könnte...
Ja, ich gebe es zu! Ich bin mir alles andere als sicher, ob sie das wirklich zumir gesagt hat! Doch wie soll ich mich denn aber auch auf von Menschen erfundeneLaute konzentrieren, wenn mich ihre grauen Augen mit der gelb-grünlichschimmernden Umrandung geradzu fesseln?
Es kommt mir fast so vor, als würde ich abtauchen und mich in diesen Augenverlieren...
Auf meinen wohl etwas bedepperten Blick antwortet sie nur mit einem hellen,klaren Lachen! Und soweit ich das beurteilen konnte, hatte sie in diesem Momentwohl die volle Aufmersamkeit von nicht weniger als 50 Mann...Betonung liegt aufMann!! Die vielleicht 5 Frauen die sie mit dem gleichen begehrenden Blickanstarrten(und mir persönlich vorher als solche nie aufgefallen waren) habe ichabsichtlich außenvorgelassen...
Nun gut, irgendwie fühle ich mich von ihr ertappt und drehe mich deswegen auchwieder um. Stures geradeausgucken. Wie ich das mal wieder liebe!
Doch irgendwie werde ich unruhig...es ist so ein komisches Gefühl, als würde siemich die ganze Zeit anstarren, doch als ich mich erneut in ihre Richtung drehe,blickt sie lediglich voller eifer nach vorne zu dem rotangeschwollenem Gesichtdes Mannes, der in eiliger Hast versuchte seine Themen abzuarbeiten. Jedochgerade, als ich wieder dem Rotgesicht meine scheinbare vollste Aufmerksamkeitwidmen wollte, blickt sie mich ebenfalls an und lächelt! Ich weiß nicht, wie sie es machte, ich jedenfalls lächelte zurück. Und es war,als hätten wir in diesem Moment uns gegenseitig ein schon lange vereinbartesZeichen gegeben! Ein Zeichen, was ich über all die Jahre schon längst meintevergessen zu haben...
(...)
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