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Lovestories » Detail

Meeresglitzern/8

von Narren_Koenigin


8. Ein Date?


*An einem kleinen, blauen Fischerhäuschen, direkt am Strand, hatte Nina es sich im Schneidersitz gemütlich gemacht und lehnte sich an das warme Holz.
Das Handy in ihrer Hand leuchtete auf und zeigte ihr eine sms an: Ich bin auf dem Weg. In fünf Minuten bin ich da. Ich freu mich...
Erwartungsvoll lächelte sie das Display an und überlegte, ob sie noch etwas schreiben sollte, steckte das Handy dann aber in ihre Tasche. Marika würde gleich sowieso nicht übersehen können, dass sie sich mindestens genauso freute.
Vor allem, da sie nun wusste, dass ihr der Kuss am Strand scheinbar nicht so unangenehm gewesen war, wie es am Ende schien. Den ganzen gestrigen Abend verbrachten sie damit, sich Nachrichten zu schicken. Jenes Erlebnis wurde zwar von ihr mit keinem Wort mehr erwähnt, aber Nina hörte aus jedem getippten Wort heraus, dass Marika sich darüber freute, dass sie ihr ihre Nummer vor die Tür gelegt hatte.
Erst hatte sie darüber nachgedacht, gleich bei ihr anzuklingeln, aber nachdem sie ihr weggerannt war, wollte sie Marika keineswegs überfordern und sich lieber langsam annähern.
Ein bisschen aufgewühlt war sie ja schon, als Marika sie einfach am Strand zurück lies. Aber noch viel mehr, hatte es sie gewundert, dass sie ihren Kuss überhaupt so stürmisch erwidert hatte. Sie hatte viel mehr damit gerechnet, dass sie viel eher schon wegrennen würde. Sie wirkte so nervös, wie sie so neben ihr saß und das Meer anstarrte. Ihr ganzer Körper war gespannt, als wäre sie vorsichtshalber schon im Fluchtmodus. Ein grinsen machte sich auf Ninas Gesichts breit, als sie das Bild wieder vor Augen hatte. Sie fand Marikas unbeholfenen Gesichtsausdruck einfach so niedlich, dass sie nicht anders konnte, als sie zu Küssen.

Dann wurde Nina aus ihren Gedanken gerissen. Auf einer schmalen Holztreppe kam Marika in ihre Richtung gelaufen und konnte sich, sobald ihre Blicke sich getroffen hatten, ein Grinsen nicht unterdrücken. Nina ging es jedoch nicht anders, und keiner von ihnen konnte damit aufhören, bis sie sich gegenüber standen. So richtig schien Marika nicht zu wissen, wie sie Nina begrüßen sollte, denn erst zuckte ihre geöffnete Hand ihr entgegen, dann setzte sie zu einer halben Umarmung an und dann lachte sie verlegen. Nina konnte nicht von sich behaupten, dass sie kein bisschen nervös war, aber ein bisschen amüsierte sie das ganze und sie überlegte für einen Bruchteil einer Sekunde, sie ein bisschen zu ärgern. Schließlich beschloss sie aber, doch nicht so grausam zu sein und erlöste sie mit einer herzlichen Umarmung. „Du wolltest mir nicht wirklich die Hand geben, oder?“, fragte Nina lachend in Marikas Ohr. „Da wär ich mir nicht so sicher“, antworte Marika mit zittriger Nervosität in der Stimme, lachte aber ebenfalls.
„Hast du es sofort gefunden?“, fragte Nina und löste sich aus der Umarmung.
„Klar, ist ja nicht weit weg – und deine Wegbeschreibung war echt gut.“
Marika war so hinreißend, wie sie da stand, dachte Nina. Ihr braunes, schulterlanges Haar, war wüst vom Wind verstrubbelt worden, ihre warmen, dunklen Augen, wirkten so vertrauensvoll und das kleine Muttermal auf ihrer linken Wange, mochte sie besonders.
Am liebsten hätte sie sie in den Sand geschmissen und da weiter gemacht, wo sie beim letzten mal aufgehört hatten, aber das wäre wohl eine ziemlich schlechte Idee, wenn sie nicht wollte, dass Marika einen Herzinfarkt erlitt.
Vielleicht sollten sie erst mal ein bisschen am Strand spazieren gehen, damit sich das ganze ein bisschen auflockert.
Für später hatte Nina jedoch geplant, sie zu sich nach Hause einzuladen, denn ihr Vater veranstaltete ein Grillfest in ihrem Garten.



*Sollte man sich nicht normalerweise irgendwann mal wieder beruhigen?, fragte sich Marika, die mit laut klopfendem Herzen neben Nina her lief, und nicht so recht wusste, wie sie sich verhalten sollte. „Wie alt bist du eigentlich?“, fiel es ihr auf einmal ein, auch wenn das nicht gerade der genialste Einstieg für ein angeregtes Gespräch war.
„Wieso?“, grinste Nina.
„Ach, nur so. Fragt man sowas nicht, wenn man jemanden kennenlernt?“
Toll, das hat's gebracht, dachte Marika für sich und lies ihren Blick in die Ferne schweifen. Irgendwie kam es ihr sowieso bescheuert vor, jemanden erst kennenzulernen, nachdem man sich schon knutschend im Sand gewälzt hatte.
„Ich bin zweiundzwanzig“, antworte Nina schließlich doch. „Bin ich etwa zu alt für dich?“, fragte sie plötzlich mit ernster Stimme. Marika fuhr zusammen und schaute sie verwirrt an.
Doch dann lachte Nina wieder und gab ihr einen kleinen Stups.
„Ich mach nur Spaß“, sagte sie und zwinkerte Marika vergnügt zu.
Und diese, kam sich gerade reichlich dämlich vor. Wieso lachte sie nicht einfach mit? Alles schien locker zu sein, nur sie selbst nicht. Marika war verwirrt.
Hatte Nina etwa gerade versucht das Thema anzuschneiden? Flirtete sie gerade mit ihr? Oder ärgerte sie sie vielleicht wirklich nur und machte sich einen Spaß aus ihrer Unsicherheit? Und was sollte das heißen, wenn sie sagt, es war nur Spaß? Wollte sie vielleicht gar nichts von ihr? War der Kuss auch nur Spaß? Bisher hatte sie wenig zweifel daran, dass es etwas zu bedeuten hatte, aber plötzlich schien sich diese Sicherheit in Luft aufzulösen.
Nina wirkte so selbstsicher und unbeschwert, dass Marika sich kaum vorstellen konnte, dass sie sich ähnlich fühlte. Sie hatte sich bisher noch nie wie eine kleine, graue Maus gefühlt, so unsicher und unscheinbar neben jemanden. Wenn das dazu gehörte, wenn man für jemanden schwärmte, wusste sie gar nicht, wieso alle so einen Hype darum machten. Leichtigkeit und Schmetterlinge, pah. Marika kam es vor, als wäre sie von heute auf morgen an einem Dachschaden und Herzrhythmusstörung erkrankt.
Nachdem sie ein Weilchen gelaufen waren und mehrere Versuche, ein Gespräch einzuleiten gescheitert waren, blieb Nina stehen und ließ sich in den Sand fallen.
„Komm setz dich“, sagte sie freundlich und lehnte sich zurück.
Sobald Marika sich neben ihr gesetzt hatte, machte ihr Herz einen besonders großen Stolpler, denn sie saßen dort genauso nebeneinander, wie an diesem Abend. Doch zum Glück, ging es ab da an aufwärts. Nina begann Marika alle möglichen Fragen zu stellen und langsam lockerte sich die ganze Situation.
Marika tat das gleiche, und irgendwann, waren sie wie zwei Kinder, die sich neugierig über alles ausfragten, über was man sich ausfragen konnte. Sie diskutierten über das Leben nach der Schule, erzählten sich von ihren Familien und fragten sich über ihre Geburtstage, Lieblingsessen und allerhand anderen Kram aus.
Fast hatte Marika alles vergessen, was sie gerade noch geplagt hatte.
Doch dann, völlig unvermittelt und aus dem Kontext gerissen, fragte Nina:
„Es war das erst mal, dass du ein Mädel geküsst hast, was?“
„Ehm“, begann Marika überrascht und ihr Blick flüchtete nach unten auf den Sand.
„Um ehrlich zu sein – also – eigentlich, war das überhaupt erst das zweite mal, dass ich jemanden geküsst habe. Also – auf die Art“, stammelte sie und war sofort wütend auf sich selber. Erstens, weil ihre Stimme ihre Unsicherheit nicht nur dezent vermuten lies, sondern Nina regelrecht ins Gesicht klatschen musste, und zweitens, weil ihr gerade wieder einfiel, dass Nina ja dachte, sie sei nie mit Tim zusammen gewesen. Ihr Magen zog sich augenblicklich zusammen. Noch jemand, dem sie wahrscheinlich besser sie Wahrheit sagen sollte, dachte Marika.
Jetzt schauten Ninas himmelblaue Augen sie fragend an.
„Ehrlich?“


*Marika, die gerade noch so locker schien, wie Nina sie zuletzt in der Disco erlebt hatte, lies nun immer wieder Sand durch ihre Finger rieseln und sah aus, als würde das ganze sie ziemlich bedrücken.
„Ja, ehrlich“, antworte sie und lächelte Nina kurz, aber etwas verkrampft an.
Nina musste ebenfalls lächeln, aber nicht, weil sie es witzig fand, dass sie scheinbar ziemlich unerfahren war, was in ihrem alter heutzutage nicht mehr gang und gebe war, sondern, weil sie sich freute, eine der ersten zu sein die ihr nah sein durften, und, weil sie nicht damit gerechnet hätte. Es war vielleicht ein bisschen oberflächlich von ihr, so gedacht zu haben, aber Marika wirkte nun optisch auch nicht, wie das kleine, unschuldige Mädchen vom Lande.
Ein bisschen tat ihr Marika jetzt leid. Sie sah plötzlich so bedröppelt aus. War sie mit ihrer direkten Art vielleicht doch ein bisschen zu weit gegangen? Wer weiß, vielleicht hatte sie ihre Gefühlswelt ja mehr auf den Kopf gestellt, als es ihr bewusst war. Vielleicht ahnte sie ja vorher nicht mal, dass sie auf Frauen stehen könnte und sie hatte ihr den entscheidenden Anstoß verpasst und sie mächtig verwirrt.
„Hey“, sagte sie verständnisvoll und legte Marika jetzt einen Arm um die Schultern. „Ist doch kein Drama. Im Gegenteil.“
„Weißt du – eigentlich, geht’s nicht darum. Es macht mir nichts aus. - Mir fehlt ja nichts“, sagte Marika schließlich.
„Was ist dann los? Du siehst so traurig aus. Bin ich dir doch zu nah getreten? Ich dachte – naja, aber falls nicht, tut es mir leid“, sagte Nina, die nun selbst etwas verwirrt war.
Dann, und Marika schien das ziemlich viel Kraft zu kosten, sah sie ihr in die Augen und sagte:
„Ich hab dir doch gesagt, Tim sei nicht mein Freund...“
Nina stutze, nahm den Arm aber nicht von ihrer Schulter.
„... das war nicht ganz die Wahrheit. Ich mein, das war scheiße, ich weiß. Aber so richtig gelogen war es ja auch nicht, ich habe nämlich eigentlich nichts für ihn empfunden. Das war mir aber auch erst so richtig klar, nachdem – du mich geküsst hast. Als ich dich im Schwimmbad sah, da hab ich dir das erzählt weil -“, Marika nahm einen tiefen Atemzug. „-weil ich halt irgendwie einfach nicht wollte, dass du etwas falsches über mich denkst.“ Marika wirkte nun noch aufgekratzter. Anscheinend hatte sie wirklich mehr angerichtet, als sie dachte.
„Und da lügst du mich lieber an?“, fragte Nina verwundert.
„Den besten Eindruck macht das im Nachhinein auch nicht“, sagte sie noch, und schickte ein zaghaftes Lächeln hinterher, aber Marika hatte ihren Blick bereits wieder abgewandt.
„Es sprudelte einfach aus mir raus...“, sagte Marika und vergrub ihr Gesicht in ihre Arme.
„Aber mittlerweile, ist es wahr“, nuschelte sie weiter.
„Du hast Schluss gemacht?“, fragte Nina erstaunt.
Marika antwortete nicht, sondern nickte nur. Dann hob sie ihren Kopf wieder.
„Tja, jetzt hab ich es bei Tim verschissen und bei dir wohl auch“, sagte sie missmutig und schaute traurig aufs Meer.
„Du solltest nicht versuchen, für andere mit zu denken“, sagte Nina und kniete sich hin, um ihr auch den zweiten Arm um die Schultern zu legen. Nun umarmte sie das völlig perplexe Mädchen und streichelte ihr über das Haar.
„Wir machen heute eine Grillparty“, flüsterte sie Marika ins Ohr. Dann gab sie ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und fragte fröhlich: „Du kommst doch mit?“

Marika machte ein Gesicht, als wäre ihr eine zehn Zentner schwere Last vom Herzen gefallen.


... to be continued.


Soo, noch ein etwas längeres Kapitel hinterher, weil das letzte so lang gedauert hat :)





copyright © by Narren_Koenigin. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Gab es jemals ein Update?
Die Geschichte ist so schön und ich würde gerne weiterlesen.
Spatz89 - 03.07.2017 10:15
Lichtjahre...
Narren_Koenigin - 08.01.2014 04:08
... wann gehts bloß endlich weiter?
lenny81 - 23.10.2013 19:35
sehr schön
Illunary - 14.10.2013 15:21
Wundervoll!
blu3Night - 08.10.2013 12:39

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